Emerging Markets

Schwergewichte bereiten Südamerika Probleme

Die Staaten  Südamerikas sind besonders hart von den globalen Problemen der Emerging Markets betroffen. Der Rückgang der Rohstoffpreise, die schwindende Dynamik Chinas und anziehende US-Zinsen werden durch einige hausgemachte Probleme noch verstärkt, so dass die Region für 2016/17 kaum Wachstum zu erwarten hat. Der IWF prognostiziert für 2016 eine rote Null (-0,1%) und magere 1,2% Zuwachs für das kommende Jahr.

Doch es gibt auch Lichtblicke: In Bolivien (3,8% und 3,5%) wird mittlerweile eine Straffung nötig, die staatlichen Investitionen in die Infrastruktur haben zu einem Nachfrageüberhang geführt, der die Auslandsposition unter Druck setzt. Ähnliches gilt auch für Kolumbien (3,1% und 2,5%), wo ebenfalls eine monetäre Bremse erwartet wird. Peru profitiert weiter von der starken Dynamik des Bergbaus (3,7% und 4,1%), die sich in öffentlichen wie privaten Investitionen niederschlägt und damit die Konjunktur insgesamt antreibt.

Probleme bereiten eher die Schwergewichte: Brasilien steckt durch den politischen Machtkampf weiterhin in der Krise. Die etablierten Eliten kämpfen um den Erhalt ihrer Vorrangstellung und haben sich mit der Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff zunächst durchgesetzt. Zu den ersten Maßnahmen der konservativen Kräfte gehört eine deutliche Kürzung der Bildungsausgaben und Rentenansprüche. Damit ist zwar eine Erholung zu erwarten, Brasilien hat aber auf Grund stagnierender Modernisierung keine rosige Zukunft. Zumal sich die neue Regierung mittlerweile darauf konzentriert, die Ermittlungen rund um Petrobras zu beenden, bevor sich diese mit der bisherigen Opposition befassen. Nachdem bereits mit Planungsminister Romero Jucá ein enger Vertrauter des Interimspräsidenten Michel Temer deshalb gehen musste, wird nun auch der neue, für die Bekämpfung der Korruption zuständige Minister Fabiano Silveira beschuldigt, Parteifreunde vor weiteren Ermittlungen schützen zu wollen.

Argentinien hat dank neuer Politik wesentlich bessere Chancen. Aktuell muss diese zwar noch das Wachstum blockierende Altlasten abtragen, mit einer Prognose von -1% und +2,8% für 2016/17 verweist der Ausblick jedoch auf eine Erholung. Wegen der Verflechtung mit dem kriselnden Brasilien bleiben die Chancen allerdings begrenzt.

Chile hat noch die besten Aussichten dieser drei Führungsnationen, auch wenn 1,5% und 2,1% Wachstumsprognose für 2016/17 zunächst wenig spektakulär erscheinen. Indes kann Präsidentin Michelle Bachelet ihre Bildungsreform wohl durchsetzen, womit Chile die Möglichkeit erhält, die „middle-income-trap““ zu knacken. Die jetzt greifbare Neuorientierung könnte die Kupferabhängigkeit reduzieren und neue, dauerhaft nutzbare Wachstumspotenziale erschließen. Sofern die Bachelet-Regierung ihre Reformen fortsetzen wird.

Südamerika gewinnt derzeit seine Attraktivität als Anlageziel zurück, wobei die Investitionen in die Infrastruktur die Branchenauswahl der Anleger leiten sollten.

Lediglich Brasilien muss gemieden werden. Dort sind die Kurse bereits wieder (wie erwartet) ins Rutschen gekommen.

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