Rohstoffe

Rio Tinto – Starke Gewinne, schwacher Kurs

Das Jahr 2021 war für Rio Tinto, das zweitgrößte Bergbauunternehmen der Welt, sehr erfolgreich. Die in die Höhe schießenden Rohstoffpreise ließen die Gewinne explodieren. So wird erwartet, dass der Nettogewinn in 2021 um 121% gestiegen ist. Umso beeindruckender ist dieser Anstieg, unter der Berücksichtigung, dass diese Steigerung nicht auf Basiseffekte zurückzuführen ist. Auch 2020 konnte das britisch-australische Unternehmen seinen Gewinn deutlich zweistellig in die Höhe treiben. Der starke Gewinnanstieg ging mit einer Ausweitung der Netto-Marge einher, die mit 35% eine hohe Profitabilität ausweist.

Dennoch rutschte der Kurs der Aktie (61,00 Euro; GB0007188757) im Tief um über 40% ab und handelt aktuell nur leicht über dem Niveau von 2019, trotz eines mehr als 2,5 Mal so hohen Gewinns. Zu einem Teil lässt sich dies durch den Preisrückgang der geförderten Rohstoffe erklären, die, werden sie als gemeinsamer Korb betrachtet, etwa 10% einbüßten. Damit zeigt Rio Tinto die stärkste Entkoppelung zu den produzierten Rohstoffen seit sieben Jahren. Die Aktie handelt, bezogen auf den 2021er-Gewinn, auf einem KGV von lediglich 5 und einer Dividendenrendite von 15%.

Um das Exposure zum Batteriemetall Lithium zu erhöhen, gab Rio Tinto kürzlich bekannt, dass 825 Mio. US-Dollar investiert werden sollen, um ein unentwickeltes Lithiumprojekt in Argentinien von einem australischen Private Equity Unternehmen zu übernehmen. Auch in Europa hegt Rio Tinto Pläne, das Lithiumgeschäft auszuweiten. So sollte im Jadar Tal in Serbien für 2,4 Mrd. Dollar Europas größte Lithiummine entstehen. Die lokale Bevölkerung, aber auch Umweltschützer, sorgten allerdings für starken Widerstand, sodass Rio Tinto die Ambitionen dahingehend pausierte. So wird von den Gegnern der Mine eingewandt, dass die Bergbauaktivitäten das Wasser in der für die Landwirtschaft wichtigen Region verseuchen würde. Ohnehin dürfte Lithium längerfristig nur ein bedingt lukratives Geschäftsfeld sein. Zwar soll der weltweite Bedarf nach dem Metall stark zunehmen, jedoch ist recht viel vorhanden. Zudem können zügig neue Abbaukapazitäten geschaffen werden, sodass auf die steigende Nachfrage mit wenig Verzögerung neues Angebot auf den Markt strömen sollte.

Anders sieht es bei den geförderten Industriemetallen und Energierohstoffen aus. Die niedrigen Preise der vergangenen Jahre führten zu geringen Investments in neue Rohstoffquellen. Auf die steigende Nachfrage wird hier angebotsseitig nur mit Latenz reagiert werden können, was die Preise weiter antreiben dürfte. Rio Tinto sollte dabei klar zu den Profiteuren dieses Trends gehören.

Wir stufen Rio Tinto daher von Halten auf Kaufen hoch. Stopp: 50,30 Euro.

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