Öl und Gas

Novatek rückt Gazprom immer mehr auf die Pelle

Unter den Rohstoffunternehmen ist uns jüngst wieder Novatek aufgefallen, immerhin der zweitgrößte Gasproduzent Russlands. Sein operatives Zentrum hat der Konzern in der westsibirischen Region Yamal, wo nach eigenen Angaben ca. 80% der russischen bzw. 15% der weltweiten Gasproduktion stattfindet. Aber dabei soll es nicht bleiben, denn weitere Investitionen werden Novatek deutlich wachsen lassen: Das Unternehmen hatte 2020 seine Gasproduktion um 3,6% auf 77,4 Mrd. qm ausgeweitet und plant bereits mit internationalen Partnern bis 2023 ein weiteres 21 Mrd. US-Dollar teures Flüssiggas-Vorhaben in Sibirien. Mit dem französischen Ölmulti Total, chinesischen und japanischen Unternehmen soll das Projekt Arctic LNG 2 auf der nordsibirischen Gydan-Halbinsel Erdgas verflüssigen und dann in alle Welt verschiffen. Während Yamal LNG bei voller Leistung auf eine Kapazität von 16,5 Mio. Tonnen Flüssiggas kommt, soll Arctic LNG 2 bis 2026 auf 20 Mio. Tonnen gelangen.

Dabei sind internationale Lieferabkommen und Partnerschaften nichts Ungewöhnliches: Anfang Dezember wurde eine Zusammenarbeit zwischen Novatek und RWE für den europäischen Markt geschlossen. Mit Total ist ein internationaler Ölkonzern nicht nur Partner, sondern auch mit 16,5% Miteigentümer. Zudem kann sich Milliardär Leonid Michelson (21,7% der Anteile) als Freund von Präsident Wladimir Putin der Unterstützung des Kremls sicher sein.

Welche Dimension der Gaskonzern hat, spiegeln die Ende Oktober publizierten Neunmonatszahlen wider, wonach der Umsatz um rd. 60% auf 785,7 Mrd. Rubel (ca. 9,4 Mrd. Euro) kletterte. Der Nettogewinn der Aktionäre stieg um 144% auf knapp 270 Mrd. Rubel. Bei diesen sprudelnden Gewinnen fiel es Michelson leicht, den Beschluss für ein Aktienrückkaufprogramm von 1 Mrd. Dollar für die kommenden fünf Jahre zu fassen. Der Unternehmenslenker betont zudem, dass die Produktion von den Beschlüssen der Opec+ noch immer eingegrenzt werde. Der freie Barmittelzufluss ist allein im Q3 um mehr als 380% auf 46,2 Mrd. Rubel gestiegen.

Rein wirtschaftlich hat die Aktie (86,32 Euro; A0ETK2; US6698881090) in unseren Augen noch Potential, weil das 2022er-KGV des Rohstoffwertes aktuell nur bei 12 liegt. Gleichzeitig errechnen wir eine attraktive Dividendenrendite von 3,8% und äußerst eine auskömmliche Rendite auf das investierte Kapital von 15,7%. Dennoch sehen wir sehr wohl die Gefahr eines drohenden Ukraine-Russland-Konflikts, der uns von einer Kaufempfehlung aktuell noch klar Abstand nehmen lässt.

PEM-Neuleser setzen Novatek stattdessen vorerst auf ihre Beobachtungsliste.

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