Automobilhersteller

Nio gerät im Preiskampf unter Druck

Unsere Entscheidung, bei Nio an der Seitenlinie zu bleiben, hat sich als richtig erwiesen. Der Chartverlauf gleicht einem Trauerspiel: Gemessen am Allzeithoch bei 66,99 Euro im Januar 2021 notiert die Aktie (7,49 Euro; US62914V1061) derzeit mit einem Abschlag von fast 90%.

Fundamental betrachtet ist dies nicht unbegründet, wie die Q3-Zahlen am Dienstag (5.12.) einmal mehr zeigen: Der Elektrofahrzeughersteller konnte die Auslieferungen zwischen Juni und September zwar um 75% ggü. Vj. auf 55 432 Einheiten steigern. Trotzdem liegen die Chinesen nach elf Monaten (YTD: 142 000) meilenweit von ihren eigenen Jahreszielen (250 000) entfernt. Eine lange Zeit hatte sich Firmenchef William Li dagegen gesträubt, mit Kampfpreisen in die fortwährende Rabattschlacht auf dem chinesischen E-Fahrzeugmarkt einzusteigen, ehe er im Sommer mit Rabattaktionen auf seine Premiumfahrzeugflotte nachgab. Dies machte sich im operativen Ergebnis bemerkbar.

Die Fahrzeugmarge, eine von Nio herausgegebene Renditekennziffer, fiel im Q3 um 540 Basispunkte auf 11,0%. Der Verlust unterm Strich weitete sich um 25% aus auf 4,8 Mrd. Renminbi (RMB; 630 Mio. Euro) bzw. 2,67 RMB je Aktie, womit immerhin der Konsens (2,91 RMB) übertroffen wurde. Dank der hohen Cash-Position von rd. 45 Mrd. RMB sitzt das Unternehmen zumindest kurzfristig auf einem komfortablen Finanzpolster. Zudem plant das Management, Kosten zu senken und die Effizienzen zu verbessern, um die Gewinnschwelle zu erreichen.

Einem „Reuters“-Bericht zufolge, steht sogar eine Ausgliederung der Batterieproduktionseinheit im Raum. Fast zehn Jahre nach Gründung nachhaltig schwarze Zahlen schreiben zu wollen, ist ein erster Schritt das Anlegervertrauen zurückzugewinnen. Bei Nio honorieren wir das Alleinstellungsmerkmal: Batterien können in den weltweit rd. 2 200 Ladestationen in wenigen Minuten ausgetauscht werden, wodurcht keine langen Ladezeiten anfallen. Wenn der Sprung in die Profitabilität gelingt, können wir uns höhere Kurse vorstellen.

Wir beobachten Nio.

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief