Emerging Markets

Moody´s vergibt schlechtere Noten für Brasilien

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Die Krise in Brasilien spitzt sich weiter zu. So hat aktuell die Ratingagentur Moody´s ihre Einschätzung Brasiliens von „Baa2"" auf „Baa3"" nach unten revidiert. Dies ist die niedrigste Stufe im Investmentgrade-Bereich. Dennoch gibt es etwas Hoffnung: Der Ausblick wurde auf „stabil"" gesetzt. Dies bedeutet, dass nach Ansicht der Experten von Moody´s eine weitere Abwärtsrevision in den spekulativen Bereich hinein zumindest für die nächsten zwölf bis 18 Monate unwahrscheinlich ist. Hintergrund der Herabstufung ist der Anstieg der Staatsverschuldung im Gefolge der Wirtschafts- und Regierungskrise. Der Korruptionsskandal um die verdeckte Parteienfinanzierung durch den Staatskonzern Petrobras und dessen Zulieferer aus dem Baugewerbe haben die regierende Arbeiterpartei und die Stellung von Präsidentin Dilma Rousseff so stark erschüttert, dass es der Administration nicht mehr gelingt, die nötigen Anpassungen im Haushalt durchzusetzen und stattdessen sogar vom Parlament eine den Etat stark belastende Rentenreform beschlossen wurde. Jüngste Umfrageergebnisse unterstreichen die prekäre Position der Regierung. Nur noch 8% der Wähler sind demnach mit Rousseffs Politik einverstanden, während über 70% negativ urteilen. Vor allem aber unterstützen gut zwei Drittel der Wähler die Forderung nach einer Amtsenthebung wegen des Petrobras-Skandals.

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Eine Stabilisierung des Schuldentrends wird nach Schätzungen von Moody´s erst dann erreicht, wenn das Wachstum und der Primärüberschuss des Haushalts (Saldo vor Zinszahlungen) jeweils 2% vom BIP erreichen. Das klingt überschaubar, ist aber angesichts der tiefen Rezession extrem sportlich. Die jüngste Schätzung des IWF setzt für 2015 und 2016 das Wachstum mit -1,5% bzw. +0,7% an, was dann doch deutlich unter der von Moody´s genannten Schwelle bleibt. Die Chancen auf eine Umkehr des negativen Trends sind gering, da die dämpfenden Einflüsse überwiegen.

Vom Nachbarn Argentinien ist kurzfristig ebenfalls kaum mehr zu erwarten, auch wenn zuletzt einige positive Nachrichten aus dem Land kamen. Die Aussicht auf ein Ende der Ära von Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat neue, große Investitionen der Automobilindustrie in Gang gesetzt und insgesamt für bessere Stimmung gesorgt. Zudem ist Argentinien ein gewisser Erfolg im Streit um die ausgefallenen Altanleihen vor den US-Gerichten gelungen. Offenbar wollen die US-Richter nunmehr bei der Bemessung der Schadensersatzansprüche gegen den argentinischen Staat die Haltedauer und damit den Einstiegspreis der Anleihenkäufer exakt berücksichtigt sehen. Vorausgesetzt, dass nur die heutigen Halter mit den auf ihre Halteperiode entfallenden Forderungen voll berücksichtigt werden und die früheren Anleger nur zu kleineren Teilen ihre Forderungen geltend machen, würde sich daraus eine beachtliche Entlastung der argentinischen Staatskasse bei einer abschließenden Regulierung ergeben. Argentinien bleibt für spekulative Anleger eine interessante Investment-Gelegenheit, während wir Brasilien skeptischer einschätzen als Moody´s.

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