Onlinehandel

Mercadolibre – Warten auf die Einstiegschance

Auch der jüngste Nachrichtenstrom bei Mercadolibre bestätigt unsere grundsätzlich positive Einschätzung zu dem südamerikanischen Onlinehändler (vgl. PEM v. 7.4.): Die jüngst vorgelegten Hj.-Zahlen deuten auf ein weiterhin sehr profitables Wachstum hin.

Zudem hat sich mit Sea Ltd. ein gewichtiger südostasiatischer Konkurrent aus Mexico, Chile und Kolumbien zurückgezogen. Und mit der Einführung einer eigenen Bitcoin-Währung (Mercado Coin) wollen die Argentinier zunächst in ihrem Hauptmarkt die rd. 80 Mio. Brasilianer über ein Kundenbindungsprogramm stärker zur elektronischen Zahlung über das eigene Zahlungssystem Mercado Pago animieren. Das verspricht künftig eine bessere Auslastung des eigenen Ökosystems.

Die Kennziffern der auch auf Xetra gut handelbaren Aktie (954,50 Euro; US58733R1023) gefallen uns jedenfalls ausnehmend gut. Die Umsätze werden in den kommenden drei Jahren im Schnitt um 32% p. a. steigen (1. Hj.: +58% auf 4,3 Mrd. US-Dollar), der Gewinn je Aktie (1. Hj.: 3,73 nach 0,68 Dollar) soll sich nach Schätzungen der Analysten dabei gegenüber dem noch von den Aufbaukosten geprägten 2021er-Niveau bis 2024 jedes Jahr knapp verdoppeln. Die auf der Bilanz lastenden Schulden sind locker tragbar (Net debt/EBITDA: 0,2x), die Kapitalrenditen (ROIC) liegen mit im Schnitt 40% deutlich über den Kapitalkosten. Zudem kommt Mercadolibre offenbar sehr gut mit dem inflationären Umfeld zurecht: Im 1. Hj. stiegen die Umsatzkosten mit 43% deutlich langsamer als die Umsätze, sodass sich die Bruttomarge in den ersten sechs Monaten auf 54,4% (Vj.: 49,2%) verbesserte.

Alles im grünen Bereich also? Leider Nein. Auch nach dem bisherigen Kursrutsch von rd. 20% seit Jahresbeginn (in Euro) wird das Papier immer noch auf einem auch im historischen Vergleich (10 Jahre: 72) sehr hohen 2022er-KGV von 138 gehandelt, das trotz der erwartet starken Gewinnausweitung auch im kommenden Jahr lediglich auf 83 sinkt. Auch andere Bewertungskennziffern malen kein grundsätzlich attraktiveres Bild: Das Kurs-Umsatzverhältnis (KUV) liegt für 2022 bei geschätzt 5,6; das ist zwar deutlich unter dem 5-Jahresschnitt von 8,9, liegt aber über dem der Konkurrenten Amazon (2,8) und Sea Ltd. (3,2).

Wir behalten Mercadolibre auf unserer Beobachtungsliste. Sollte es bis Ende Oktober einen Rücksetzer unter 825,00 Euro geben, könnte bei diesem Niveau ein Abstauberlimit gesetzt werden.

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