Emerging Markets

Lukoil – Keine Wende in Sicht

Russlands zweitgrößter Ölkonzern Lukoil ist mit einem kräftigen Gewinnsprung ins neue Jahr gestartet. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen mit 62,3 Mrd. Rubel 45,5% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Erwartungen wurden damit deutlich übertroffen. Analysten hatten im Vorfeld lediglich mit einem Anstieg von 16% gerechnet. Die Umsätze zogen gegenüber dem Vorjahr ebenfalls kräftig um 21,6% auf 1,43 Billionen Rubel an. Zum vierten Quartal 2016 betrug das Plus immerhin 2,2%. Wesentlicher Grund für das gute Abschneiden war der gestiegene Ölpreis. Aber auch Kostensenkungen wirkten sich positiv aus. Operativ kamen die Russen dennoch nicht ganz so gut voran. Das Ebitda erhöhte sich „lediglich“ um 8,1% auf 207,6 Mrd. Rubel. Zur Begründung verwies Lukoil auf die Rubelaufwertung, höhere Steuern und Transportzölle. Diese hätten die positiven Effekte teilweise wieder aufgezehrt. Im Grunde aber gibt es an den Kennzahlen wenig zu mäkeln.

An der Börse will dennoch keine Kauflaune aufkommen. Im Gegenteil: In der Drei-Monats-Perspektive rauschte die Aktie (40,90 Euro; A1420E; US69343P1057) um mehr als 15% in die Tiefe. Die Talfahrt seit Jahresanfang, als das Lukoil-Papier noch zeitweise über 56 Euro kostete, setzt sich damit unvermindert fort. Inzwischen hat die Aktie gut ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt. Und aus technischer Sicht gibt es keine Anzeichen für eine Trendwende. Denn mit dem Unterschreiten der 42-Euro-Marke hat der Kurs erneut ein Verkaufssignal geliefert. Technisch droht damit ein Rücksetzer bis in den Bereich der Unterstützungszone bei 34/36 Euro. Investierte Anleger sollten daher vorsichtshalber die Reißleine ziehen. Der Grund für die miese Stimmung ist einfach: der Ölpreis. Die Nordseesorte Brent ist auf das niedrigste Niveau seit November 2016 abgetaucht. Hintergrund war ein Bericht der Internationalen Energieagentur IEA, wonach das Ölangebot außerhalb des Ölkartells OPEC im kommenden Jahr vermutlich stärker steigen werde als die Ölnachfrage.

Sollte die IEA Recht behalten, dürfte sich das gegenwärtige Überschussangebot an Rohöl weiter erhöhen. Und das wiederum würde bedeuten, dass die Produktionskürzungen der OPEC und der anderen Staaten, darunter Russland, ins Leere laufen. Für die russischen Konzerne wären das doppelt schlechte Nachrichten. Zum einen dürfte der Ölpreis weiter unter Druck bleiben – und damit die Gewinnmargen. Zum anderen haben die Unternehmen bislang hauptsächlich auf alten, längst erschlossenen Feldern, wo die Produktion hoch besteuert wird, ihre Produktion zurückgefahren. Sollte die Förderbremse nun verlängert, möglicherweise sogar ausgeweitet werden, müssten die Konzerne wahrscheinlich auch auf den neuen, steuerlich besonders rentablen Feldern ihren Output drosseln. Für schlechte Stimmung sorgt zudem die geplante Ausweitung der US-Sanktionen. Die neuen Strafmaßnahmen betreffen Schlüsselsektoren der russischen Wirtschaft, darunter Bergbau, Metallindustrie sowie Schifffahrt und Eisenbahnverkehr. Kurzum: Das Umfeld für russische Öl-Aktien ist derzeit nicht gerade prickelnd. PEM-Leser sollten daher trotz attraktiver Bewertungskennziffern einen Bogen um entsprechende Papiere machen, auch um die von Lukoil.

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