Lenovo – Ein Ausbruch der täuscht
Der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo hat im ersten Geschäftsquartal einen satten Gewinnsprung hingelegt. Unterm Strich verdiente der Konzern 173 Mio. US-Dollar, das sind 64% mehr als vor einem Jahr. Das hört sich erst mal nicht schlecht an. Allerdings resultiert der höhere Nettogewinn vor allem aus dem Verkauf einer Immobilie in Peking. Ansonsten läuft es nach wie vor schleppend. Der PC-Markt schrumpft weiter, zuletzt um 4,1%. Das spürt auch Lenovo.
Insgesamt setzte der Konzern 2,1% weniger Computer ab als im Vorjahr. Im Smartphone-Geschäft bekommen die Chinesen zudem die harte Konkurrenz zu spüren – sowie die grundsätzlich schwierigen Rahmenbedingungen, etwa erste Sättigungsanzeichen. Mit einem Gewinn in der Sparte rechnet der Konzern daher nicht vor Oktober 2017. Lenovo-Chef Yang Yuanqing gibt sich dennoch kämpferisch: „Wir können das Geschäft komplett drehen“, sagte der CEO der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei will sich der Konzern vor allem auf den Markt für Premium-Smartphones konzentrieren – keine einfache Aufgabe angesichts der Dominanz von Apple und Samsung in diesem Segment.
Wie schwierig die Lage ist, zeigen die Umsatzzahlen. Mit 10,05 Mrd. Dollar gingen rund 6% weniger durch die Bücher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Allerdings hatten Analysten einen noch stärkeren Rückgang auf 9,63 Mio. Dollar erwartet – entsprechend groß war die Erleichterung der Anleger. Die Aktie (0,585 Euro; 894983; HK0992009065) konnte zulegen. Ohnehin hat sich das Chartbild zuletzt deutlich aufgehellt. Mitte Juli gelang der Aktie der Ausbruch aus dem langfristigen Abwärtstrend. Seitdem hat sich der Kurs knapp 10% in die Höhe geschraubt. Für eine Entwarnung ist es allerdings noch zu früh. Denn solange der Anteilschein nicht die 200-Tage-Linie überwindet und somit eine nachhaltige Trendumkehr einläutet, steht der kurzfristige Aufwärtstrend auf wackligen Beinen. Und bis zu dieser Hürde ist es noch ein weiter Weg. Aktuell trennen die Aktie noch mehr als 20% von dem gleitenden Durchschnitt. Damit besteht die Gefahr, dass es sich um einen Fehlausbruch handelt – und solche führen häufig zu sehr starken Korrekturen. Deshalb und auch mit Blick auf die nach wie vor schwierige Lage raten wir PEM-Lesern weiterhin zum Abwarten. Steigen Sie nicht in die Lenovo-Aktie ein.