Japans Aussichten bleiben dürftig
Der aktuelle Ausblick des IWF bestätigt, was schon aus den letzten Schritten der Bank of Japan (BoJ) erkennbar war: Die Wirtschaftspolitik des amtierenden Regierungschefs Shinzo Abe ist gescheitert. Der IWF erwartet noch 0,5% Wachstum im laufenden und -0,1% im kommenden Jahr, wobei diese Zahlen aus unserer Sicht eine eher optimistische Prognose darstellen, denn die Wahrscheinlichkeit einer fühlbaren Rezession ist zuletzt gewachsen. Das 4. Quartal 2015 hatte bereits mit -1,1% (annualisiert) abgeschlossen und die aktuellen Zahlen deuten auf ein weiteres Minus-Quartal hin.
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Der Tankan zum 1. Quartal fiel deutlich schlechter aus als erwartet. Die Stimmung sowohl der großen, eher exportorientierten Industrieunternehmen als auch der stärker binnenmarktorientierten Klein- und Mittelunternehmen geht deutlich nach unten. Besonders bedenklich: Die geplanten Ausgaben für Anlageinvestitionen sind klar rückläufig (-4,8%). Der Tankan passt sich damit an die anderen Daten vom aktuellen Rand an, die ebenfalls überwiegend negative Signale bringen. So ist der Einkaufsmanager-Index für die gewerblichen Produzenten (manufacturing) mit 49,1 Punkten klar unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen und hat den Gesamtindex in den Kontraktionsbereich gezogen. Die Industrieproduktion ist bereits rückläufig. Sie lag per Februar 2016 um 5,4% unter dem Vorjahresniveau (-2,3%). Auch die Handelsbilanz (per Februar 2016) bestätigt den Abwärtstrend. Sie brachte zwar wieder einen Überschuss, allerdings nur, weil die Importe mit -14,2% (jeweils zum Vorjahr) deutlich steiler fielen als der Export mit -4%.
Die Politik hat darauf reagiert. Die BoJ senkte ihren Leitzins ebenfalls unter Null. Angesichts des erkennbaren Vertrauensverlustes der Bürger in die Wirtschaftspolitik der Regierung, dürfte das kaum positive Effekte haben. Solange Japans Haushalte ihr Geld zusammenhalten und sparen, wird die Konjunktur nicht auf Touren kommen. Sowohl der Konsum der privaten Haushalte als auch die Investitionsneigung der Unternehmen bleiben schwach. Mittlerweile nehmen japanische Geldmarktfonds keine Mittel mehr an, die durch das Ankaufprogramm der BoJ geschaffene frische Liquidität findet kein Ziel mehr.
Impulse aus dem Ausland sind ebenso wenig wahrscheinlich. Die Schwächung des Yen war nicht nachhaltig, die Wirkung der Geldpolitik verpufft auch auf dieser Ebene. Zudem lässt die Nachfrage Chinas auf Grund der schwächeren Konjunktur auf dem Festland nach. Japans schwache Konjunktur erhöht das Risiko, dass von der exorbitanten Staatsverschuldung (>200% vom BIP) ausgeht, denn ohne die Bereitschaft der in- und ausländischen Investoren, die japanischen Staatspapiere zu kaufen und zu halten, klappt das Kartenhaus schnell zusammen. Von den längerfristigen Perspektiven her schätzen wir den japanischen Markt zunehmend als gefährlich ein.
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