Insel-Streit zwischen China und Vietnam eskaliert
Einem aktuellen Papier des Council of Foreign Relations (CFR) zufolge, eines führender US-Think Tank in Sachen Außen-und Sicherheitspolitik, droht die vietnamesisch-chinesische Insel-Rivalität in einen Krieg umzuschlagen. Betroffen wäre ein Seegebiet, das etwa 40% des globalen Seehandels umfasst, auf dem Weg vom Indischen Ozean zu den Pazifik-Häfen Chinas und Japans. Dies beträfe also in erster Linie die Routen von Europa nach Asien. Neuralgischer Punkt sind die Paracell- und die Spratley Inseln in der Passage zwischen der Küste Vietnams und den Philippinen.
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Die Folgen einer offenen Auseinandersetzung in diesem Gebiet wären ähnlich verheerend wie die Krise im Gefolge der Lehman-Pleite. Auch damals brachen die Handelsströme und damit die Lieferketten innerhalb kürzester Zeit zusammen. Auslöser war damals allerdings der plötzliche Rückzug vieler Banken aus der Absicherung von Handelsgeschäften durch Bürgschaften (Avale), ohne die im internationalen Handel so gut wie keine Geschäftsbeziehung aufrecht erhalten werden kann. Die chinesischen Ansprüche auf die bislang unbewohnten Felsen und periodisch überschwemmten Atolle sind historisch so seriös begründet wie ein Versuch, die süditalienischen Regionen Apulien oder Kalabrien auf Grund der staufischen Vergangenheit zu deutschen Bundesländern zu erklären. Chinas Zugriff auf die Region dürfte zum einen durch die Rohstoffvorkommen im Seegebiet motiviert sein und zum anderen durch den Wunsch, einen erweiterten Einflussbereich militärisch abzusichern.
In jedem Falle haben die Chinesen durch systematische Landgewinnung Fakten in Form nutzbarer Areale geschaffen, die derzeit zu Luft- und Seestützpunkten ausgebaut werden. Der US-Kommandeur im Pazifik, Admiral Harris, forderte daher jüngst öffentlich aktive Gegenmaßnahmen der USA wie etwa demonstrative Patrouillen und Übungen in den von China beanspruchten Seegebieten. Damit könnte sich der aktuelle Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums bestätigen, der bereits im Frühjahr zwischenstaatliche Konflikte nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkung als aktuell gefährlichstes Risiko der Weltwirtschaft identifizierte.
Das gilt, weil fühlbare Schäden schon weit unterhalb der Schwelle offener Feindseligkeiten entstehen; etwa wenn der Verkehr zur Umgehung von Blockaden über weiträumige Umwege geleitet werden muss oder mangels bezahlbarer Versicherung unterbrochen wird, wie es schon 2008 geschah. Der Risikohinweis des CFR ist zwar nicht als Ankündigung eines offenen Kriegs zu lesen, die Risiken sind aber mittlerweile soweit gestiegen, dass Anleger und Investoren die Lage im Blick behalten und etwaige Absicherungen vorbereiten sollten.
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