Indonesien – Unter dem Druck der USA
Die Notenbank Indonesiens behält ihren Kurs einer vor allem am außenwirtschaftlichen Gleichgewicht ausgerichteten Geldpolitik bei. Das Leistungsbilanzdefizit soll begrenzt und die Rupiah stabil gehalten werden, um die ausländischen Investoren bei der Stange zu halten.
In der Praxis ergibt das eine laufende Straffung der nationalen Geldpolitik, um den von den USA ausgehenden Druck auf die EM-Währungen abzufedern. Seit Mai stieg der zentrale Leitzinssatz (7-Tage Repo) von 4,25 auf 6%. Diese Zinsdaten unterschätzen noch das Ausmaß der Straffung. Die Währungshüter in Jakarta schöpfen zudem weiter fleißig Liquidität ab. Die Sätze der konventionellen Mindestreserve sowie des speziellen „macroprudential liquidity buffer“ (eine obligatorische konjunkturelle Reserve) wurden von 4 auf jetzt 7% erhöht, jeweils zusammen genommen und bezogen auf die Einlagen. Damit werden die freie Liquidität und der Kreditspielraum der Banken fühlbar begrenzt. Die Inflation spielt dabei keine nennenswerte Rolle. Sie liegt mit 3,2% knapp unterm Ziel (3,5%) und damit sicher innerhalb des Toleranzbereichs von 2,5 bis 4,5%. Die innere Stabilität ist insoweit gegeben.
Die Währungshüter reagieren überdies auf die Gewichtsverlagerung innerhalb des Wachstumstrends. Dieser liegt seit 2014 stabil um 5% mit nur geringen Schwankungen. Die jüngsten Q3-Daten bestätigen diesen Trend mit 5,2%. Allerdings stützt sich das Wachstum stärker auf die Binnennachfrage und dort auf staatliche Investitionen. Demgegenüber verlieren Exporte an Dynamik und Gewicht. Das war solange unproblematisch, wie aus den etablierten Industriestaaten viel frisches Geld nach Indonesien floss. Im veränderten globalen Zins-Szenario entstehen hier Risiken, denen die Notenbanker begegnen wollen.
Der bisherige Verlauf bestätigt diese Politik. Die Rupiah sah seit Jahresanfang zwar einige Volatilität, ist aber per Saldo kaum verändert. Auch die lokalen Aktien, gemessen am Jakarta Composite Index (JSI), haben sich unter diesen Umständen gut geschlagen. Sie liegen im Zwölf-Monatsvergleich leicht im Plus, allerdings deutlich unter der Spitze vom Februar. Seit Anfang Oktober hat sich ein Erholungstrend etabliert, der noch einige Luft nach oben haben dürfte, da sich diese Erholung gegen steigende Zinsen und eine schlechtere Stimmung durchgesetzt hat. Das spricht für robuste Antriebskräfte. Diese spiegelt sich auch in den wieder anziehenden Zuflüssen aus Direktinvestitionen des Auslands.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen bleibt Indonesien ein interessantes Anlageziel, zumindest als Teil der ASEAN-Region. Die Titel sowohl der exportorientierten Industrie als auch konsumnaher Unternehmen sollten bei den längerfristig orientierten Anlegern im Fokus stehen. Daneben sind auch die Festverzinslichen auf Rupiah-Basis nach wie vor einen Blick wert: Dreijährige Papiere bieten derzeit 7,64% Rendite (ggü. 0,27% für zehnjährige Bundesanleihen) und damit eine beachtliche Risikoprämie. Und selbst Kurzläufer mit sechs Monaten bieten immer noch 6,14%. Angesichts der ausgesprochenen Stabilitätsorientierung der Politik können diese Papiere einen beachtlichen Beitrag zum Bondportfolio liefern.