Gedeon Richter wird in USA stärker
Wenige Tage nachdem wir die Aktie des Pharmariesen Gedeon Richter im Januar (s. PEM v. 24.1.) zum Kauf gestellt hatten, erreichte den Markt die Mitteilung, dass sich der ungarische Staat von 10% seiner Anteile getrennt hat. Allerdings gab die Regierung das Aktienpaket nur an eine Stiftung der Budapester Corvinus-Universität weiter, die u. a. damit eine neue Stiftung initiierte. Da der Staat indirekt weiter Zugriff auf die Stimmrechte hat, war die Aufregung am Markt schnell vorbei. Aktuell sind noch 15,25% der Anteilscheine im Staatsbesitz.
Allerdings gab es Gerüchte, wonach die Regierung Anteile abgeben könnte. Dies ist bislang nicht geschehen. Trotzdem bremste diese News die Aufwärtsbewegung der Aktie (15,76 Euro; A1W16N; HU0000123096), was schon im Februar zum Bruch des mittelfristigen Aufwärtstrends führte. Die Abwärtsbewegung verschärften die Q1-Zahlen, die der Konzern in Ungarischen Forint (HUF) und in Euro ausweist. Der Umsatz stieg zwar um 4,6% auf 383 Mio. Euro. Bei dem exportstarken Unternehmen gab es in den Einzelmärkten aber extrem divergierende Entwicklungen: Während sich das Geschäft in den USA mit einem Plus von 169% auf 57,6 Mio. Euro deutlich verbesserte, erlebten die Ungarn in China einen Einbruch um knapp 46% auf nur noch 10,8 Mio. Euro. In Polen ging es 18% auf 21 Mio. Euro nach unten, was aber durch bessere Geschäfte v. a. in der Ukraine aber auch anderen ehemaligen GUS-Staaten kompensiert werden konnte.
Diese Entwicklung zeigt sich auch beim Abastz wichtiger Medikamente. So verdoppelte sich der Umsatz mit dem Wirkstoff Vrayla, der gegen Schizophrenie zum Einsatz kommt, auf rd. 24 Mio. Euro. Demgegenüber haben die Indikationseinschränkungen für Esmya, welches bei Gebärmutter-Tumoren genutzt wird (s. PEM v. 24.1.), weiter negative Effekte: Das Geschäft brach um rd. zwei Drittel auf 5,9 Mio. Euro ein. Genau hier erzielte Gedeon Richter aber kleine Erfolge in Deutschland: Mit 13 Krankenkassen schlossen die Ungarn direkte Rabattvereinbarungen.
Auf der Ertragsseite waren die Auswirkungen der Umsatzverschiebungen weniger groß: Der Gewinn vor Steuern stieg um 4,5% auf 220,3 Mio. Euro, was am unteren Ende der Markterwartung lag. Für die jüngste Kurserholung war daher vor allem ein Zulassungsschritt der US-Gesundheitsbehörde FDA verantwortlich. Sie erteilte diesen für das Medikament Cariprazine, welches mit dem irischen Partner Allergan entwickelt wurde und gegen Depression zum Einsatz kommt. Hier sehen Marktkenner hohes Absatzpotenzial. Fundamental überzeugt der Blue Chip weiter mit einem günstigen KGV von 15. Neuleser nutzen das aktuelle Kursniveau zum Einstieg, limitiert bis 16,00 Euro. Stopp weiter bei 13,80 Euro.