Schwellenländer

EM ist mehr als China und Asien

Die Kapitalmärkte der Schwellenländer erfreuen sich seit November wieder größerer Beliebtheit. Nach Daten des internationalen Bankenverbands IIF haben Investoren im Mai zum siebten Mal in Folge netto mehr Gelder in Wertpapieren aus den Emerging Markets investiert. Allerdings fiel der Zufluss zum zweiten Mal in Folge niedriger aus als im Vormonat.

Flaggen der fünf BRICS-Staaten
Flaggen der fünf BRICS-Staaten © kirill_makes_pics

Die Kapitalflüsse hängen dabei eng mit der Entwicklung der Marktzinsen in den USA zusammen. Als wir das letzte Mal die IIF-Daten unter die Lupe genommen hatten (vgl. PEM v. 25.10.23), war die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe erstmals seit Juli 2007 wieder über 5% geklettert, was bis November 2023 für kräftige Abflüsse aus Anlagen an den Emerging Markets führte. Denn hohe US-Zinsen locken viele institutionelle Anleger in den sicheren Hafen des US-Dollarraums und lassen sie das Risiko von Schwellenland-Anlagen scheuen.

Mittlerweile hat sich die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe wieder auf 4,219% ermäßigt. Der kräftigste Rutsch bei den Renditen passierte bis Anfang Februar 2024, was erklärt, warum die Zuflüsse in die Schwellenländer bis Februar dieses Jahres so kräftig ausfielen. Wegen der anhaltend hohen US-Inflationsraten kalkulieren Anleger seit März mit weniger und späteren Fed-Zinsschritten („Higher for longer“). Am grundsätzlichen Trend für die kommenden Monate dürfte das nichts ändern, urteilt auch das IIF: Sinkende Zinsen in den USA werden Anlagen in den Schwellenländern zunehmen attraktiv machen.

Interessant finden wir bei der Analyse des IIF, wohin die Gelder zuletzt flossen bzw. wohin sie künftig wandern könnten. Nach zwei Monaten mit teils kräftigen Zuflüssen in Aktienanlagen gab es zuletzt in der Summe zwar Abflüsse in dieser Anlageklasse. Schwellenländer in Europa (+6,2 Mrd. US-Dollar) und Lateinamerika (+1,6 Mrd. Dollar) verzeichneten aber erneut Zuflüsse. Anleger sollten bei EM-Aktienengagements also nicht nur an China denken. Mit der mexikanischen Gruma (s. diese Ausgabe) greifen wir in unserem Depot den Gedanken der regionalen Diversifizierung weiter auf. kdb

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