Dr. Reddy’s – Bremst Trump die Dynamik aus?
Unser Musterdepotwert Dr. Reddy's hat uns 2024/25 mit starkem, zweistelligem Wachstum begeistert. Doch nun ziehen dunkle Wolken aus Washington auf: Donald Trump erwägt Zölle auf Medikamente.

Die Art und Weise, wie Dr. Reddy’s kontinuierlich profitables Wachstum an den Tag legt, hat uns einmal mehr überzeugt. Die Inder haben im Geschäftsjahr 2024/25 (per 31.3.) den Umsatz um 17% auf 325,5 Mrd. indische Rupien (INR; rund 3,4 Mrd. Euro) gesteigert. Dies ist unter anderem auf die Einführung neuer Medikamente in der Onkologie und anderen Sektoren der chronischen Therapie zurückzuführen. Für 2026 befinden sich bereits 20 neue Produkte in der Pipeline. Zwar nahm insgesamt die EBITDA-Marge nach einer kleineren Schwächephase in der 1. Jahreshälfte um 140 Basispunkte auf 28,3% ab, es gelang aber insbesondere im Q4 der Turnaround. Hier stiegen die Umsätze um 20%, das EBITDA sogar um 32% gegenüber Vorjahr, sodass sich die Marge insgesamt um 270 Basispunkte auf 29,1% erholte.
Nikotinersatz sorgt für Schub in Europa
Ein besonderer Treiber war die Integration des Geschäfts mit Nikotinersatzprodukten (NRT) außerhalb der USA, das Dr. Reddy’s 2024 von der britischen Haleon für 500 Mio. Pfund erworben hatte. Die Akquisition hatte einen Effekt auf den Umsatz von fast 6 Mrd. INR im Q4 und 12 Mrd. INR im Geschäftsjahr, sodass der Europa-Anteil am Gesamtumsatz im Abschlussquartal von 7 auf 15% anstieg. Das Europa-Geschäft hat sich im Q4 inklusive des NRT-Geschäfts mehr als verdoppelt. Doch auch wenn man die Sparte herausrechnet, wuchs Dr. Reddy’s in Europa noch immer um 30%. Zum Vergleich: Der Kernmarkt in Nordamerika (42% vom Umsatz) wuchs im Q4 um 9% gegenüber Vorjahr.
Zölle auf Pharmaprodukte sorgen für Unsicherheit
US-Präsident Donald Trump hat indes ein Dekret unterzeichnet, das den Preis von Arzneimitteln in den USA um bis zu 90% senken soll. Medikamentenhersteller haben jetzt eine Frist von einem Monat, um ihre Preise freiwillig zu senken. Im Mittelpunkt stehen jene Arzneimittel, die große Preisunterschiede zwischen dem US-Markt und dem Ausland aufweisen. Zwar liegen die Generika, also Nachahmerpräparate, von Dr. Reddy’s bereits als solche eher im Niedrigpreissegment. Doch lässt sich aktuell nicht sicher kalkulieren, was ein Preissturz der Markenprodukte zur Folge hätte.
Grundsätzlich zielt Trump auf China und Irland ab. Gleichzeitig darf sich Trump nicht erlauben, die Generikaversorgung des US-Gesundheitssystems durch Indien zu gefährden, will er die Preise tatsächlich senken. Möglich bleibt daher eine Befreiung von Generika, während patentierte Medikamente und chemische Substanzen, die zur Herstellung von Medikamenten verwendet werden, mit Zöllen belegt werden könnten.
Aktuell erhebt Indien Einfuhrzölle von bis zu 10% auf Medikamente aus den USA. Für einige Medikamente gilt ein niedrigerer Zollsatz von 5%, während rund 150 Medikamente von Zöllen befreit sind. Ein reziproker Zollsatz dürfte sich daher an diesen 10% orientieren. Der Großteil des US-Umsatzes von Dr. Reddy’s stammt aus dem Verkauf von generischen Arzneimitteln, insbesondere in den Bereichen Onkologie und Immunologie.
Im Call am Freitag (9.5.) zeigte sich CEO Erez Israeli offen, die Produktion in den USA hochzufahren, um negative Auswirkungen in den Lieferketten zu umgehen. Dr. Reddy’s hatte erst im März – unabhängig von den Zöllen – seine Produktionsstätte in Shreveport in Louisiana verkauft und besitzt nur noch ein Nischenwerk in New York.
Die Aktie (12,40 Euro; US2561352038) ist mit einem 2025/26er-KGV von 17 (10J:25) weiterhin sehr attraktiv bepreist. Allerdings sollten Anleger mit Blick auf die Unsicherheiten im wichtigen US-Geschäft den nahen Stopp beachten.
Dr. Reddy’s bleibt eine Halteposition. Stopp: 10,98 Euro.