Emerging Markets

Chaos um Rousseff-Absetzung pusht Petrobras-Aktie

Die Politik in Teilen Südamerikas nimmt immer mehr abenteuerliche Züge an. Die geplante Absetzung von Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff entwickelt sich zu einem beispiellosen Polit-Krimi. Zunächst sah es so aus, als ständen Rousseffs letzte Tage als Präsidentin an. Vor ein paar Wochen stimmte das Parlament für ihre Ablösung. Ihr Widersacher Michel Temer rieb sich die Hände. Dann folgte die Rolle rückwärts und vorwärts innerhalb weniger Stunden. Erst hob der Parlamentspräsident das Votum für die Amtsenthebung Rousseffs auf. Dann kam von ihm das Dementi. Der Senat solle entscheiden. Stimmt dieser für das politische Ende Rousseffs, übernimmt Temer für max. 180 Tage ihren Platz. Dann folgt eine neue Senatsabstimmung. Wegen akuten Korruptionsverdachts musste Parlamentspräsident Eduardo Cunha sein Amt vergangene Woche abgeben. Cunha soll im Zusammenhang mit Auftragsvergaben vom Ölkonzern Petrobras Schmiergelder in Höhe von fünf Mio. Dollar erhalten haben.

Den Aktienkurs des größten brasilianischen Öl-Unternehmens scheint das Ganze nicht zu stören. Vom Allzeittief Mitte Januar dieses Jahres bei 2,50 Euro hat sich der Anteilschein um sagenhafte 153% verteuert. Den Kursauftrieb konnte auch der im März vermeldete Milliardenverlust (-8,6 Mrd. Euro) des Konzerns nicht stoppen. Vor Ausbruch es Korruptionsskandals konnte Petrobras 2013 noch einen Gewinn von 7,3 Mrd. Euro erzielen. 2014 lag das Minus bei 6,7 Mrd. Euro. Damals hatte die Konzernführung erstmals zugegeben, dass über zwei Mrd. Dollar in den vergangenen zehn Jahren für Bestechungsgelder geflossen seien. Der Ölkonzern ist derzeit mit über 100 Mrd. US-Dollar verschuldet. Vergangene Woche hat das Unternehmen Beteiligungen in Chile und Argentinien für insgesamt rd. 1,4 Mrd. Dollar verkauft. Dies ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Aufwärtsbewegung des Aktienkurses ist auf den gestiegenen Ölpreis und der wiedererstarkten Währung Real zurückzuführen, aber auch mit der Hoffnung auf einen baldigen politischen Neuanfang. Dies wird aus unserer Sicht noch dauern. Finger weg von Petrobras!

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