Bilibili – Der Inhalt macht’s
Alibaba, Tencent, NetEase – die Namen von Chinas Tech-Größen sind inzwischen wohl den meisten Anlegern geläufig. Weniger bekannt hingegen ist die Erfolgsgeschichte eines weiteren chinesischen Internet-Unternehmens – der Online-Entertainment-Plattform Bilibili.
Dabei steht das Unternehmen den Branchenriesen in nichts nach. Bilibili ist mit Wachstumsraten jenseits der 50% pro Jahr ein absoluter Überflieger. Entsprechend beeindruckend ist auch die Börsenperformance. Seit dem IPO im März 2018 hat sich der Aktienkurs des Unternehmens (43,00 Euro; A2JG7L; US0900401060) mehr als vervierfacht – es geht von einem Rekordhoch zum nächsten.
Geheimnis von Bilibilis Erfolg ist die inhaltliche Positionierung. Im Gegensatz zu anderen großen Online-Plattformen hat Bilibili seinen Schwerpunkt früh auf ACG (Anime, Comic und Gaming) ausgerichtet und damit die noch junge, aber durchaus zahlungskräftige Generation Z (Personen, die zwischen 1990 und 2009 geboren wurden) ins Visier genommen. Ein geschickter Schachzug, wie sich zeigt. Denn die Millennial-Nachfolger rennen dem Unternehmen förmlich die Bude ein. Was 2009 als kleine Website zum Austausch von Anime-Bildern und -Videos begann, ist heute eine Plattform mit mehr als 170 Mio. monatlichen Besuchern. Allein im ersten Quartal 2020 kamen 40 Mio. neue dazu. Von einem solchen Ansturm können andere Plattformen nur träumen. Noch beeindruckender ist das Wachstum der zahlenden Nutzer: Deren Anzahl hat sich in den vergangenen zwei Jahre von 2,5 Mio. auf 13,4 Mio. mehr als verfünffacht. Das zeigt sich denn auch in den Umsatzzahlen: In den ersten drei Monaten gingen bei Bilibili rd. 2,32 Mrd. Renminbi (RMB) durch die Bücher – das sind 70% mehr als im Vj. und fast dreimal so viel wie Anfang 2018. Die Klettertour an der Börse ist daher durchaus gerechtfertigt.
Den Löwenanteil seines Umsatzes erzielt Bilibili seit jeher mit Mobile-Spielen, die es veröffentlicht und über seine Plattform bewirbt. Allerdings arbeitet das Unternehmen fieberhaft daran, die Abhängigkeit zu reduzieren und das Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen – mit Erfolg. Inzwischen stehen die drei übrigen Segmente (Live-Übertragungen und Mehrwertdienste, Online-Werbung und E-Commerce/Sonstiges) für rd. die Hälfte der Konzernerlöse. Vor zwei Jahren betrug deren Anteil gerade einmal etwa 20%. Gut so, denn nur wer sich weiterentwickelt, hat die Chance, langfristig erfolgreich zu sein. Dass Bilbili bislang in der Verlustzone operiert und zuletzt aufgrund hoher Betriebskosten im Zusammenhang mit dem Ausbau seiner digitalen Geschäftstätigkeiten sogar noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht ist, scheint da weder die Börse noch die beiden Ankeraktionäre Alibaba und Tencent groß zu stören.
Angesichts des rasanten Wachstum und der Expansion – so die landläufige Meinung – wird das mit der Profitabilität irgendwann von ganz alleine kommen, zumal mittlerweile auch die Bruttomargen in die richtige Richtung zeigen. Da die Aktie in einem intakten Aufwärtstrend ist, das Unternehmen trotz Corona auch im zweiten Quartal deutliche Zuwächse in Aussicht stellt und zudem in einer lukrativen Nische positioniert ist, sehen wir trotz der starken Performance das Ende der Fahnenstange nicht erreicht.
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