Afrika – Standort-Ranking als Entscheidungshilfe
Investoren brauchen in Afrika Orientierungshilfen. Es handelt sich um den Kontinent mit den größten Wachstumschancen für die nächsten Jahrzehnte – nicht zuletzt, weil dort der Rückstand zu den führenden westlichen Industriestaaten am größten ist. Allerdings tut es der Abstand allein noch nicht. Es bedarf der richtigen Voraussetzungen, um aus dem Abstand ein Gefälle zu machen, das der Entwicklung den richtigen Schwung verleiht. Diese Faktoren werden in einem Ranking erfasst, das die Analysten der von Johannesburg aus operierenden Beratungsfirma InOnAfrika (IOA, bisher unter Consultancy Africa Intelligence, CAI) entwickelt haben.
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Sie entwerfen mit Hilfe der Faktoren (1) Politik, (2) Wirtschaft, (3) Rahmenbedingungen der Unternehmen und (4) Gesellschaft ein umfassendes Bild der Staaten. Die Stärke ihres Ansatzes besteht darin, dass sie sich in allen vier Feldern auf jeweils vier international geläufige Einzelindikatoren stützen. So wird das Gebiet Politik u.a. durch den Demokratie-Index des Economist, den Freedomhouse-House Index oder die Korruptions-Einschätzung von Transparency International abgedeckt. Die Wirtschaft wird in erster Linie mit den Indizes für wirtschaftliche Freiheit des Cato-Instituts und der Heritage Foundation sowie dem Humankapital-Index des Weltwirtschaftsforums abgedeckt. Für Rahmenbedingungen der Unternehmen werden der Doing-Business-Index der Weltbank, der Wettbewerbsfähigkeits-Index des Weltwirtschaftsforums oder das Korruptions-Barometer von Transparency International herangezogen. Im Feld Gesellschaft findet neben den Wohlfahrtskonzepten die Fähigkeit zur friedlichen Konfliktbewältigung besondere Beachtung. Das Ranking liefert zudem weitere Hinweise, dass nachhaltige Entwicklungserfolge erzielt werden durch eine stabile marktwirtschaftliche Ordnung mit Regulierungen, die funktionierende Märkte fördern und nicht bremsen sowie durch einen stabilen politischen Rahmen, der Bürger- und Eigentumsrechte zuverlässig schützt. Die Korrelation zwischen den Faktoren wird nicht explizit ausgewiesen, lässt sich aber durchaus erkennen.
Die führenden 10 der insgesamt 54 bewerteten Staaten sind (in dieser Rangfolge): Mauritius, Botswana, Namibia, Kap Verde, Seychellen, Tunesien, Südafrika, Ghana, Zambia und Marokko. Die Platzierung Südafrikas noch hinter Tunesien dürfte eine Überraschung sein. Sie ergibt sich aus dem gesellschaftlichen Verfall Südafrikas, dem mit der grassierenden Korruption und wachsenden Ungleichheit die Fähigkeit zu friedlichen Konfliktlösung abhanden kommt (siehe dazu auch unseren Beitrag zum Generikahersteller Aspen Pharmacare auf Seite 3 in dieser Ausgabe). Gerade hier hat Tunesien trotz der prominenten Rolle der Islamisten in der Politik Punkte gesammelt durch die deutliche Ausrichtung auf Toleranz und Bürgerrechte und darauf aufbauende zivilgesellschaftliche Institutionen. Diese Spitzengruppe ist interessant, weil sich hier die besten Voraussetzungen zur Entwicklung der nationalen Finanzmärkte finden und sollte daher auch unter Investmentgesichtspunkten berücksichtigt werden.
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