Erneuerbare Energien

Wie attraktiv ist Verbio wirklich?

Im abschließenden Teil unserer Serie betrachten wir die Bewertung der Verbio-Aktie. Wie günstig ist das Papier nach der zweijährigen Talfahrt und angesichts zahlreicher operativer Probleme wirklich?

Dominik Görg,
Verbio Bioraffinerie in Schwedt, Deutschland
Verbio Bioraffinerie in Schwedt, Deutschland © Pixabay

Seit Frühjahr zeigt die Verbio-Aktie erste Erholungszeichen, nachdem sie seit 2023 kontinuierlich an Wert verlor. Die Fantasie auf strukturelle Treiber im nächsten Jahr scheint die kurzfristigen Risiken, die wir in den ersten beiden Teilen unserer Serie beleuchtet haben, ein Stück weit auszublenden. Wie ist das Papier auf dieser Grundlage bewertet?

In den vergangenen zehn Jahren konnte der Biokraftstoffproduzent ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 8,5% sowie ein Gewinnwachstum je Aktie (EPS) von 13,2% pro Jahr verzeichnen. Die EBITDA-Marge stieg in dieser Zeitspanne von anfänglich 5% zwischenzeitlich auf einen Rekordwert von 27,8% im Geschäftsjahr 2022/23 (per 30.6.), bevor sie zuletzt wieder auf 5% zurückfiel. Besonders die Problematik rund um gefälschten Biodiesel aus China belastet die Aktie (12,51 Euro; DE000A0JL9W6) seit November 2023 deutlich. Zusätzlich drückten hohe Anlaufkosten im Nordamerika-Geschäft auf den Free Cashflow und führten dort zu einem operativen Verlust. Der Aktienkurs liegt aktuell wieder auf dem Niveau von August 2020 – einer Zeit, in der die Wirtschaft infolge der Corona-Pandemie am Boden lag und die Biodiesel-Krise noch nicht bekannt war.

Operativ fast auf Vor-Corona-Niveau

Vergleicht man die operative Entwicklung mit 2019/20, so dürfte Verbio trotz der aktuellen Schwierigkeiten im laufenden Geschäftsjahr einen doppelt so hohen Umsatz erzielen. Das EBITDA hingegen fällt aufgrund der Anlaufkosten in den USA auf lediglich ein Drittel des damaligen Wertes. Diese Entwicklung ist im aktuellen Kurs jedoch bereits berücksichtigt. Entscheidender wird daher der Blick auf das Geschäftsjahr 2025/26: Hier erwartet der Analystenkonsens ein Umsatzplus von 15% sowie ein EBITDA-Wachstum von 80% – exakt auf das Niveau von 2019/20.

Wegen steigender Investitionen in den Ausbau der Ethenolyse- und Ethanolanlagen dürfte sich die Nettoverschuldungsquote im laufenden Geschäftsjahr auf über das 5-Fache erhöhen, bevor sie 2026 wieder unter 3x sinkt.

Die Bewertung der Aktie hat sich im Zuge der Kursrally seit Februar von einem 12-Monats-Forward-KGV von 10 auf aktuell 17 erhöht. Damit bewegt sie sich historisch betrachtet (10J: 17; 5J: 19) im fairen Bereich. Ein Blick auf das EV/EBITDA-Verhältnis zeigt hingegen eine deutlich attraktivere Bewertung: Verbio wird aktuell lediglich mit dem 6-Fachen bewertet – deutlich unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 11 bzw. dem 5-Jahres-Schnitt von 13.

Investoren sollten allerdings bedenken, dass die Sichtbarkeit in den kommenden Quartalen begrenzt bleibt und die hohen Investitionen weiterhin belasten. Die günstige Bewertung spiegelt bereits eine erwartete Erholung der THG-Quoten wider – doch diese bleibt bislang unsicher. Mit einer spürbaren Erholung der THG-Quoten ist erst ab 2026 zu rechnen. Dann dürfte laut Analysten der Preis von aktuell 125 Euro wieder auf rund 200 Euro steigen. Wir raten dazu, die Zielsetzungen des Unternehmens Ende September abzuwarten.

Wir beobachten Verbio.

Bisher in dieser Serie erschienen:

Teil 1: Verbio – Das Sentiment dreht in den USA ins Positive

Teil 2: Verbios Visibilität erhöht sich ab 2026 drastisch

Teil 3: Wie attraktiv ist Verbio wirklich?

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