Börsengänge

Verlockendes IPO-Fenster

Anfang des Jahres waren sich die Experten einig: 2020 wird gut für Börsengänge. Doch dann kamen zwei Stolpersteine, mit denen keiner rechnete. Erst sorgte Corona für ein dramatisch schlechtes Börsenumfeld, dann konnte die durch die langen Vorbereitungszeiten eher träge IPO-Maschine nicht schnell genug angeworfen werden, um die rasche Markterholung auszunutzen. Mit PharmaSGP gelang am Freitag (19.6.) nach Exasol Ende Mai erst dem zweiten deutschen Neuling der Sprung aufs Börsenparkett (s. a.„Spezialpharmazie – Im Zentrum des Wachstums“ auf S. 2).

Doch es war zunächst eher ein mühsamer Hüpfer. Der Gang an die Börse ist und bleibt 2020 kein Selbstläufer. Professionelle IPO-Begleiter wie Stefan Weiner rühren zwar kräftig die Trommel und erwarten „noch in diesem Jahr drei bis fünf“ Börsengänge, wie der Leiter des deutschen Aktienmarktgeschäfts bei JP Morgan jüngst sagte. Aber die potenziellen Neulinge wägen genau ab. Nach unseren Informationen befindet sich derzeit kein einziger großer IPO in der „heißen Phase“. BASF überdenkt das Timing für die Abspaltung des Öl- und Gasgeschäfts (vgl. PB v. 19.6.), Continental geht es mit dem Antriebsgeschäft Vitesco ähnlich. Bei Siemens regt sich interner Widerstand gegen die Abspaltung von Energy, Thyssenkrupp hat das Aufzugsgeschäft lieber direkt für 17 Mrd. Euro an Finanzinvestoren verkauft.

Aus Aktionärssicht sind das alles nicht unbedingt schlechte Nachrichten. Wenn sich wie im Falle von PharmaSGP echte Qualität aus der Deckung traut, sorgt das volatile, skeptische Marktumfeld dafür, dass die Verkäufer von allzu optimistischen Preisvorstellungen abrücken müssen. Der Spezialpharma-Titel war für Privatanleger am unteren Ende der Preisspanne zu bekommen und legte zum Debüt kräftig zu. Zumindest für die neuen Aktionäre öffnet sich derzeit ein kleines, verlockendes IPO-Fenster.

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief