Tourismus-Aktien – Erholung mit Risiko
In Europa wird es 2020 Sommerurlaub geben. So viel scheint klar zu sein. Touristen müssen sich zwar auf unterschiedliche Hygieneregeln in den einzelnen Ländern einstellen und mit einem anderen Urlaubsfeeling als in den Jahren zuvor rechnen. Doch die Hotels und Strände öffnen, Buchungen laufen an und der Flugverkehr (s. S. 3) nimmt wieder Fahrt auf. Auch wenn die Auslastungen noch lange nicht 100% erreichen werden, dürften viele Reiseanbieter aufatmen.
Allen voran natürlich Tui. Nicht nur Urlauber, v. a. Anleger kamen scharenweise zurück. Binnen weniger Tage hatte die Aktie (4,71 Euro; DE000TUAG000) ihren Wert mehr als verdoppelt, bevor am Freitag (29.5.) dann die von uns erwarteten Gewinnmitnahmen einsetzten. Sie folgten auf schlechte Nachrichten vom britischen Markt. Bis Juli strichen die Hannoveraner alle Auslandsreisen aus dem Königreich, auch Kreuzfahrten werde es frühestens ab Ende November wieder geben. Doch das dürfte zu verschmerzen sein, wenn der Schengen-Raum seine Grenzen ab dem 15.6. öffnen sollte.
Wie stark der Branchenprimus unter dem Lockdown leidet, machen die Hj.-Zahlen (per 31.3.) deutlich: In den ersten fünf Monaten (inkl. Februar) legte das EBIT um 62 Mio. Euro zu. Allein der März bescherte dem Konzern im Berichtszeitraum dann einen Gewinnrückgang von insgesamt 512 Mio. Euro. Das Q3 wird keinesfalls besser werden. Wir sehen Tui aber gut aufgestellt, um die Krise zu meistern. Nicht zuletzt der KfW-Kredit in Höhe von 1,8 Mrd. Euro hat für die nötige Liquidität gesorgt.
CEO Fritz Joussen verpasst der Gruppe zudem einen harten Sparkurs. Im Mai konnten die Kosten bereits halbiert werden. Zwar bleiben die Ergebnisse im laufenden Gj. deutlich hinter dem Vj. zurück. Doch Tui ist groß und breit genug aufgestellt, um erfolgreich aus dieser Krise herauszukommen. Die ohnehin geplante Neuausrichtung wird jetzt schneller vonstatten-gehen. Der fast 20%-Einbruch zum Wochenschluss drückt die Aktie zudem auf ein interessantes Niveau.
Wir raten daher wieder zum Einstieg bei Tui. Stopp: 3,70 Euro.
Bei Holidaycheck fielen die Gewinnmitnahmen deutlich geringer aus. Zum Glück. Seit wir die Aktie (1,61 Euro; DE0005495329) in PB v. 11.5. zum Kauf empfahlen, legte sie 40% zu – allein in der vorpfingstlichen Woche baute sie ihren Wert in der Spitze um ein Drittel aus. Die Münchner, die ihren Fokus auf Reiseziele am Mittelmeer legen, profitieren ganz klar von der Öffnung.
Akkumulieren Sie Holidaycheck bis 1,60 Euro. Stopp hoch auf 1,25 Euro.
Vor Corona gehörte das Kreuzfahrtgeschäft zu den boomenden Bereichen im Tourismus. Doch das Virus hat den Aufschwung gestoppt. Die Aktie von Branchenführer Carnival brach 2020 in der Spitze um fast 85% ein. Lange machten Übernahme- und Insolvenzgerüchte die Runde. Darauf gaben wir wenig, denn die US-Amerikaner verfügen mit ihren mehr als 100 Schiffen über harte Assets, die zwar im Hafen lagen, aber einen gewissen Wert behielten. Zudem konnten sie ihre Barbestände im Q1 (per 29.2.) auf fast 1,4 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppeln.
Nun scheint zudem ein Ende des Stillstands in Sicht zu sein. Die Töchter Aida und Costa sollen ab August wieder in See stechen. Die Aktie (15,12 Dollar; PA1436583006) legte in den vergangenen beiden Wochen an der NYSE in der Spitze über 40% zu. Da kamen die Gewinnmitnahmen zum Wochenausklang ganz gelegen. Ein Investment im Kreuzfahrtsektor bleibt angesichts der unklaren Pandemie-Entwicklung aber äußerst riskant.
Passen Sie bei Carnival daher weitere Rücksetzer auf 14,50 Dollar zum Einstieg ab. Stopp bei 11,60 Dollar setzen.