Versicherungen

Talanx – Überzogene Reaktion

Gut 10% hat die Talanx-Aktie (59,10 Euro; DE000TLX1005) verloren, seitdem unser Musterdepotwert am Dienstagabend (19.9.) im Blitztempo erstmals seit dem Börsengang 2012 eine (Mini-)Kapitalerhöhung durchzog. Nach dem Rekordlauf zuvor sind die Gewinnmitnahmen verständlich. Gerechtfertigt sind sie unserer Einschätzung nach aber nicht.

„Das Buch war mehrfach überzeichnet“, heißt es bei Talanx zur Platzierung von 4,8 Mio. neuen Aktien (Bruttozufluss: 300 Mio. Euro) und der Platzierung von 1,6 Mio. Altaktien aus dem Besitz des Ankeraktionärs HDI (Bruttozufluss: 100 Mio. Euro), der dadurch seinen immer noch beherrschenden Anteil leicht von 78,9% auf 76,6% senkte. Darin steckt auch schon die Kernbotschaft der Kapitalmaßnahme, die zusammen gerade einmal 2,5% des Grundkapitals ausmacht: Es geht um den Streubesitz. „Unsere gute operative Entwicklung hat dazu geführt, dass Investoren verstärkt den Wunsch nach höherem Streubesitz geäußert haben, um in unser Unternehmen zu investieren“, erklärt Talanx-Finanzvorstand Jan Wicke auf Anfrage von PLATOW. „Wir erhoffen uns mittelfristig von der Kapitalerhöhung eine nachhaltige Erhöhung des täglichen Handelsvolumens auf mehr als 10 Mio. Euro – eine Schwelle, die für einige große Investoren bedeutend ist.“

Zum einen verwässert die Kapitalerhöhung die Ergebnisse also nur minimal. Analysten haben die Gewinnschätzungen um 3% zurückgeschraubt, wenngleich die KE nur 2% neue Aktien brachte. Zum anderen dürfte sie mittelfristig das Interesse gewichtiger Investoren an der MDAX-Aktie erhöhen und damit für stärkere Nachfrage sorgen. Nach unserer Auswertung haben in den vergangenen drei Monaten im Tagesschnitt Aktien im Wert von 9,5 Mio. Euro auf Xetra den Besitzer gewechselt – in den lauen Sommermonaten Juli (6,1 Mio. Euro) und August (8,8 Mio. Euro) sogar noch weniger. Die Zugehörigkeit zum MSCI Europe und zum MSCI Deutschland wird durch die Kapitalmaßnahme abgesichert.

Für die Wachstumsfantasie bei dem Versicherer (vgl. PB v. 12.9. und PB v. 13.6.) spielt der Mittelzufluss nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend sind für uns die nur minimal um 2,0% verwässerten Gewinnaussichten, angesichts derer der 10%-Kursrutsch maßlos überzogen erscheint. Das 2023er-KGV ist damit wieder auf 10 gesunken, was angesichts erwarteter Gewinnsteigerungen von 14% p. a. bis 2025 und einer erhofften Ausweitung der Kapitalrendite (RoE) auf knapp 14% (historisch: 9%) äußerst attraktiv erscheint. kdb

Wir empfehlen Talanx wieder unlimitiert zum Kauf. Der jüngst angehobene Stopp bleibt bei 47,00 Euro.

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