Deutsche Aktien

Singulus verärgert seine Geldgeber

Schlechte Nachrichten gut zu verpacken, ist eine Kunst. Wie man es nicht macht, zeigt dieser Tage Singulus. Schon die Meldung zur „strategischen Neuausrichtung“ vom 24. April löste heftige Diskussionen in der Finanzgemeinde aus. Nicht etwa als Ad-hoc-Meldung publiziert, sondern en passant als Pressemitteilung, die aus der Einladung zur Hauptversammlung zitiert, wurde Aktionären nach überlangen Ausführungen zu technologischen Kompetenzen gut versteckt eine dicke Kröte serviert: Ihnen droht die Teilenteignung!

Vorgeschlagen wird, allerdings reichlich unkonkret, ein Tausch der börsennotierten Singulus-Anleihe in Aktien. Durch den Kapitalschnitt würden die Altaktionäre gnadenlos verwässert. Details, etwa zum Umtauschverhältnis, suchen entsetzte Anleger vergeblich. Selbst nachdem sie sich im Versuch-und-Irrtum-Verfahren durch diverse PDF-Dokumente geklickt haben, bleiben wichtige Fragen ungeklärt. Die wohlverdiente Quittung des Kapitalmarkts: Die Aktie fiel um 25% in den Pennystock-Bereich, die Anleihe um 29%.

Seither trudeln beide Papiere weiter abwärts, da Singulus klare Aussagen vermeidet und die Börse spekulieren lässt. Die HV am 9. Juni wird spannend, denn die 2014er-Zahlen bieten zusätzlichen Zündstoff: Bei einem auf 66,8 Mio. Euro halbierten Umsatz lief ein Nettoverlust von 51,6 Mio. Euro auf, der das Eigenkapital auf 20,1 Mio. Euro abschmelzen ließ. Erboste Anleger fragen, warum die Gesamtvergütung der beiden Vorstände trotzdem auf 1,5 Mio. Euro stieg.

Unser Rat: Stellen Sie genau diese (berechtigte) Frage auf der Hauptversammlung! Würde der ob seines Millionengehalts oft gescholtene Volkswagen-Chef Martin Winterkorn mit einem Vorstandskollegen ebenfalls 2,3% des Konzernumsatzes einstreichen, wären das über 4 650 Mio. Euro! Die Volksseele würde kochen. Fassen Sie die Singulus-Aktie weiterhin nicht mit der Kneifzange an!

Herzlichst Ihr
Platow Team

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief