Qualitätsaktien – Jetzt schon wieder attraktiv?
Qualität kostet. Was bei Waren und Dienstleistungen des alltäglichen Lebens hinlänglich bekannt ist, gilt sehr wohl auch für Wertpapiere. In unserem Rundblick haben wir die zugrundeliegenden Qualitätskriterien für zwei traditionell hoch bewertete Technologieunternehmen durchleuchtet. Wir klären insbesondere, ob die Aktien nach den Kurseinbrüchen jetzt ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis aufweisen.
Secunet zählt mit einer Performance von -58% zu den schwächsten Werten im SDAX in diesem Jahr. Das Unternehmen gehört zu den führenden deutschen Cybersecurity-Unternehmen. In einer zunehmend digitalisierten Landschaft erfährt diese Branche viel strukturelles Wachstum. Laut Bitkom, dem Branchenverband für IT und Telekommunikation, betrug allein im Vj. der Schaden für deutsche Unternehmen 203 Mrd. Euro.
Für die Essener, die Lösungen und Konzepte zum Schutz von hochsensiblen Daten oder vor Identitätsdiebstahl anbieten, sind das wiederum gute Aussichten für langfristig profitables Wachstum. Bitkom prognostizierte zudem, dass die jährlichen Ausgaben für IT-Sicherheit bis 2025 um 9,5% auf 8,9 Mrd. Euro steigen dürften. Das von Secunet angebotene Produkt- und Beratungsportfolio wird öffentlichen Auftraggebern (Public Sector; Umsatzanteil: 82%) und Unternehmen (18%) angeboten. Fundamental überzeugt uns schon seit Längerem das profitable Wachstum: So stiegen in den vergangenen fünf Jahren der Umsatz durchschnittlich um 24% und das EBIT überproportional um 36%. Einzig die Bewertung war immer wieder ein Knackpunkt gewesen. Durch den Kursrückgang ist das 2022er-KGV (28) jetzt auf das untere Ende der historischen Bewertungsspanne zurückgelaufen. So attraktiv war die Aktie (183,20 Euro; DE0007276503) schon lange nicht bepreist.
Wir steigen bei Secunet ein. Unser Stopp landet bei 127,50 Euro.
Nemetschek hat sich im Bereich Bausoftware einen tiefen Burggraben erarbeitet. Darauf deuten nicht zuletzt die in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 15% gestiegenen Umsätze hin. Noch beachtlicher ist der jährliche EBIT-Zuwachs von rd. 20%. Die Digitalisierungslösungen kommen in Architektur- und Ingenieursbüros sowie bei Bauunternehmen zum Einsatz. Für eine gute Prognostizierbarkeit der Ergebnisse sorgt der hohe Anteil wiederkehrender Erlöse von über 60%. Gut gefällt uns in diesem Zusammenhang die diversifizierte regionale Verteilung der Erlösströme. Das Gros der Erlöse wird in Europa (56%) erzielt, gefolgt von Amerika (34%) und Asien/Pazifik (10%).
Etwas vorsichtiger werden wir für die MDAX-Aktie (48,91 Euro; DE0006452907), die mittlerweile einen YTD-Verlust von 57% ausweist, aber wegen des stark zyklischen Charakters der Baubranche (90% des Umsatzes) und der wachsenden Sorgen vor einer nahenden Rezession. Der Gewinnmultiplikator von 35 liegt zwar unter dem langjährigen Durchschnitt von 39, aktuell überwiegen die Risiken aber die Chancen.
Wir stufen Nemetschek auf Halten ab. Stopp: 44,43 Euro.