Software & IT Dienstleistungen

Mensch und Maschine – Trendwende trotz Gewinnrückgang im Q1

Zum Abschluss unserer Serie zu Mensch und Maschine widmen wir uns den Zukunftsaussichten und der Bewertung der Aktie. Die hat auf die am Mittwoch (23.4.) vorgelegten Q1-Zahlen positiv reagiert und ihren Abwärtstrendkanal nach oben verlassen.

Thomas Koch,
Nachtaufnahme des Mensch und Maschine Gebäudes
Nachtaufnahme des Mensch und Maschine Gebäudes © Mensch und Maschine

So richtig begeistert wirkte der Vorstand der Bayern von den Ergebnissen der ersten drei Monate 2025 aber nicht. „Wir sind es nicht gewohnt, nur das zweitbeste Ergebnis einzufahren“, erklärte Gründer und Chairman Adi Drotleff beim Blick auf das gewinnseitig tatsächlich „nur“ zweitbeste Quartal der langjährigen Firmengeschichte. Die beim Partner Autodesk aufgetretenen Probleme im Zuge der Umstellung des Vertriebsmodells haben bei MuM im Digitalisierungssegment erhebliche Kapazitäten gebunden, die erkennbare Spuren bei Rohertrag (-1,5%), EBIT (-6,2%) und EPS (-6,0%) hinterließen.

Klagen auf hohem Niveau

Darauf war der Markt allerdings im Detail ebenso bestens vorbereitet worden wie auf den Rückgang von 35% beim Umsatz. Durch das neue Agenturmodell werden beim Verkauf von Autodesk-Software jetzt nur noch die Provisionseinnahmen als Umsatz verbucht. Im Gegenzug sinkt durch die neue Abrechnungsform auch der Materialaufwand (Q1: -67%).

Die vor allem die Kundenstammdaten betreffenden Probleme bei der Umstellung dürften in den kommenden Wochen endgültig behoben sein. „Spätestens in Q3 sollte vertriebsseitig alles wieder sauber laufen“, verspricht Drotleff, der durch den Abbau von Bürokratie in Europa und eine „neue Zuversicht“ in Deutschland eine verbesserte Stimmung und auch eine erhöhte Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen verspürt. Womöglich liegen die Kennzahlen daher auch schon zum Halbjahr wieder über denen des Vorjahres.

Gewinnverdoppelung bis 2028/29 geplant

Spätestens zum Jahresende hin winken dann neue Rekorde. Der bestätigte Ausblick verspricht ein Wachstum des Rohertrags von 5 bis 7% und einen EPS-Zuwachs von 9 bis 19%. Beeindruckende Zahlen im aktuellen Umfeld und einem Jahr, das in den ersten Monaten von oben genannten Bremseffekten geprägt wird. 2026 will MuM dann wieder „zu kräftigerem Wachstum zurückkehren“. Bei einem Anstieg des Rohertrags um 8 bis 12% soll sich das EPS wie gewohnt überproportional um 13 bis 25% verbessern. Die Dividende (ist zum Teil steuerfrei und wird auf Wunsch in Aktien ausgezahlt) will MuM für 2025 um 20 bis 30 Cent und für 2026 um 25 bis 40 Cent erhöhen. Nach der seit Jahren bewährten Strategie „organisches Wachstum + Kostendisziplin = Skaleneffekt“ plant der Vorstand bis 2028/29 einen Gewinn je Aktie von mehr als 3,60 Euro, was im Vergleich zu 2024 mehr als eine Verdoppelung (CAGR: >15%) bedeuten würde.

Historisch günstig

Dass es ein so wachstumsstarkes Qualitätsunternehmen an der Börse nicht zu Discountpreisen gibt, dürfte nachvollziehbar sein. Das 12-Month-Forward-KGV liegt aktuell bei 24, was im historischen Vergleich (10J-Schnitt: 30) aber schon wieder günstig ist. Dasselbe gilt für andere Bewertungskennzahlen wie EV/EBIT (16 vs. 19) oder die Dividendenrendite (3,6% vs. 2,3%). Sollte die Gewinnsteigerung wie geplant umgesetzt werden und das EPS-Multiple wieder auf den langjährigen Durchschnittswert steigen, würde das einen Aktienkurs von 110 Euro bedeuten. Selbst bei einem KGV von lediglich 20 wären es immerhin noch 73 Euro.

Die Aktie (54,70 Euro; DE0006580806) hat am Donnerstag (24.4.) ihren seit August laufenden Korrekturtrend durchbrochen. Das Erreichen unseres Anfang April um Haaresbreite verpassten Nachkauflimits halten wir daher für unrealistisch.

Wir empfehlen bis Ende Mai, die Position bei Kursen bis 53,00 Euro zu vervollständigen. Stopp zunächst weiter bei 36,90 Euro.

Bisher in dieser Serie erschienen:

Teil 1: Mensch und Maschine – Klarer Profiteur der möglichen Deglobalisierung

Teil 2: Mensch und Maschine – Was unseren Depotwert so attraktiv macht

Teil 3: Mensch und Maschine – Trendwende trotz Gewinnrückgang im Q1

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief