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Ionos – Von Altaktionären geprägt

Seit Freitag (27.1.) steht mit Ionos (DE000A3E00M1) nun offiziell einer der wohl größten deutschen Börsengänge des Jahres in den Startlöchern. Zwischen 447 Mio. und 543 Mio. Euro wollen die Altaktionäre (United Internet und die Private Equity Gesellschaft Warburg Pincus) mit der Platzierung von 21 Mio. Aktien (plus Mehrzuteilungsoption) nach der Zeichnungsfrist (30.1. bis zum 7.2.) erlösen.

Ionos bekommt zugleich kein frisches Kapital. Weil zudem nur rd. 17% in den Freefloat wandern, steht der IPO unter keinem guten Stern, denn wir halten künftige Abgaben der Altaktionäre für nicht unwahrscheinlich. Als europäischer Marktführer im Webhosting (22 Mio. Domains, 6 Mio. Kunden) sowie mit Cloud-Diensten ist Ionos hingegen gut aufgestellt. Das brachte dem MDAX-Kandidaten 2021 einen Umsatz von 1,1 Mrd. Euro (+12%) und ein ber. EBITDA von 355,2 Mio. Euro (Marge: 32,2%) ein, das dank des Abo-Modells zu 90% auf wiederkehrenden Erlösen beruht.
Nach einem erwarteten Plus von 15 bis 18% im Jahr 2022 werden mittelfristig ein Wachstum von 10% und eine ber. EBITDA-Marge von über 30% angepeilt, was dank rd. 90 Mio. interessierten Mittelständlern in Europa und Nordamerika gut möglich erscheint.

Äußerst kritisch sehen wir allerdings, dass Ionos mit einer ausgeplünderten Kapitalstruktur startet, bei der die Schulden (rd. 1,7 Mrd. Euro) die Vermögenswerte (1,5 Mrd. Euro) übersteigen. Wir erwarten, dass neue Investoren auf Jahre hinaus ins noch negative Eigenkapital einzahlen müssen, was die Mittelverwendung samt Dividendenzahlungen und M&A-Aktivitäten begrenzt. Dies überschattet den Mittelwert des 2023er-KGV von 31 und die bisher gute freie Cashflow-Rendite von 10%. sm

Die Struktur des Listings und die schwache Kapitalbasis lassen uns bei Ionos an der Seitenlinie bleiben.

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