Inflation – Droht nun die 2. Welle?
Vielerorts liest man, die Inflation sei besiegt, und die Notenbanken haben den Kampf gewonnen. Allerdings legen mehrere Datensätze nahe, dass das Risiko einer zweiten Inflationswelle nicht unterschätzt werden darf.

Auch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass ein einmaliges Aufflammen der Inflation eher die Ausnahme als die Regel darstellen würde. In den 70er-Jahren verlief die Inflation sogar in drei Wellen. Diese Dynamik begann zunächst durch einen starken Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise, die wiederum eine Lohn-Preis-Spirale bedingten. Schließlich entstand eine sich selbst verstärkende Verhaltens- und Konsumänderung, die die Inflation in den USA auf über 14% katapultierte.
Die jüngst gefallenen Energie- und Rohstoffpreise wirken zwar disinflationär und konnten in den vergangenen Monaten die in Gang gesetzte Lohn-Preis-Spirale überkompensieren. Die COT-Daten der US-Behörde CFTC zeigen jedoch, dass bei Soja und Mais die „Commercials“, die im Markt als sophistizierte Investoren gelten, kürzlich erst historisch hohe Wetten auf steigende Kurse eingegangen sind. Auch bei der Ölsorte WTI zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.
In der Vergangenheit führte dies oft zu steigenden Rohstoffpreisen. Gleichzeitig steigen die Inflationszahlen bereits auf einer monatlichen Basis wieder an. Der NFIB Survey zeigt auch, dass in den vergangenen Monaten immer mehr Unternehmen ihre Preise anheben wollen. Historisch betrachtet ist dies ein treffsicherer vorauslaufender Indikator für die Inflation. Gleichzeitig verkündete die OPEC eine weitere überraschende freiwillige Kürzung der Produktion. Der Ölpreis konnte in der vergangenen Woche (Schlusskurs vom 31.2.) die 200-Tagelinie zurückerobern und beginnt Momentum zu zeigen.
Sollten nun also auch die Rohstoffpreise neben den Löhnen wieder steigen, dürfte das Tief in der Inflation bereits hinter uns liegen. Anleger mit hohem Anteil Tech-Aktien sollten überprüfen, ob die enorme Rally ihr Depot für ein Aufflammen der Inflation zu anfällig gemacht hat. Substanzstärkere Industriewerte wie Bilfinger bieten eine gute Diversifikation. dag