Börsenplatzbetreiber

Deutsche Börse punktet gegenüber LSE

Zur Wochenmitte legten sowohl Deutsche Börse (18.10.) als auch London Stock Exchange (LSE; 19.10.) Q3-Zahlen vor. Auch wenn die Londoner dabei wie üblich bei einem Q1 und Q3 nur Umsatzzahlen preisgaben, lassen sich aus dem Vergleich einige Rückschlüsse ziehen – und die fallen durchaus positiv für unseren Frankfurter Musterdepotwert aus.

Handelssaal New Trading Floor 1; Börse Frankfurt
Handelssaal New Trading Floor 1; Börse Frankfurt © Deutsche Börse AG

Erstmals stecken in den Zahlen der Deutschen Börse Kosten für das am 22.9. erfolgreich abgeschlossene Übernahmeangebot für die dänische Simcorp (94% der Anteile angedient): Demnach entstanden Transaktionskosten von 18 Mio. und Sonderkosten zur Hebung von Synergiepotenzialen von 19 Mio. Euro, die maßgeblich das Ergebnis im Segment „Data & Analytics“ belasteten. Die Einmalkosten erklären auch, warum das Ergebnis im Q3 auf den ersten Blick niedriger als erwartet ausfiel: Bereinigt man das gemeldete EBITDA der Frankfurter (+7% auf 684,8 Mio. Euro) um diese Effekte, so ergibt sich ein Plus von 13%, das über dem Konsens (+11,5%) ausfiel.

Umsatzseitig war der Anstieg von nur 9% (Q2: +20%; Q1: +16%) auf 1,19 Mrd. Euro so zu erwarten gewesen, da im aktuell weniger volatilen Marktumfeld die zyklischen Umsatztreiber wegfallen. Der damit weitgehend strukturelle Erlösanstieg von 9% spiegelt das langfristig erwartbare Wachstum der Frankfurter gut wider und liegt deutlich über dem von der LSE gemeldeten Q3-Umsatzwachstum von 3% und leicht über dem „Jährlichen Vertragswert“ (ASV) der LSE von 7,6%, der maßgeblich ist für die Umsatzerwartung der Londoner in den kommenden zwölf Monaten (vgl. PB v. 3.8.).

Wie erwartet hoben die Frankfurter ihre sehr konservative Jahresprognose an, während die Londoner ihren Ausblick am Donnerstag nur bestätigten. Deutsche Börse-CFO Gregor Pottmeyer erwartet jetzt für 2023 Nettoerlöse von rd. 5,0 Mrd. (zuvor: oberes Ende von 4,5 bis 4,7 Mrd.) Euro und ein EBITDA von rd. 2,9 Mrd. (zuvor: oberes Ende von 2,6 bis 2,8 Mrd.) Euro. Dass die Prognoseanhebung ergebnisseitig etwas moderater ausfällt, liegt erneut an den Kosten für die Simcorp-Übernahme. Beide neuen Zielwerte liegen jetzt in etwa dort, wo Analysten sie schon vor den Q3-Zahlen vermutet hatten (Konsens: 4,95 bzw. 2,91 Mrd. Euro), wobei nun aber die zuvor noch unsicheren Kosten für die Simcorp-Übernahme im Ausblick enthalten sind.

Pottmeyer erklärte in der Telefonkonferenz am Donnerstag, dass sowohl 2023 als auch 2024 Kosten von jeweils 50 Mio. Euro anfallen. Für Unsicherheit bei den Frankfurtern sorgt damit in erster Linie noch der Kapitalmarkttag Anfang November (7.11.): Dann will CEO Theodor Weimer neue Mittelfristziele verkünden, für deren Einhaltung er selbst nur noch ein gutes Jahr lang verantwortlich sein wird (sein Vertrag läuft Ende 2024 aus).

Trotz dieser kleinen Rest-Unsicherheit gefällt uns das insgesamt sehr stabile Erlös- und Gewinnprofil, dass die Frankfurter mittlerweile aufweisen. Inzwischen ist das Geschäft auf und neben dem Parkett so ausgewogen aufgestellt, dass die von Analysten erwarteten jährlichen Anstiege von 8% bei Umsatz und Gewinn je Aktie (157,85 Euro; DE0005810055) strukturell abgesichert erscheinen. Dass diese gerade im aktuellen Umfeld gesuchte Qualität dabei nur mit einem 2024er-KGV von 16 (10J-Band: 17 bis 23) und damit mit einem deutlichen Abschlag zur mit dem 25-Fachen des 2024er-Gewinns bewerteten LSE-Aktie (94,50 Euro; GB00B0SWJX34) gehandelt wird, lässt uns das DAX-Papier weiterhin favorisieren. kdb

Dennoch bleiben beide Börsenplatzbetreiber auf unserer Liste der Kaufempfehlungen. Bei Deutsche Börse liegt der Stopp dabei weiter bei 129,90 Euro, bei LSE unverändert bei 72,50 Euro.

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