Der umgekehrte Trump-Effekt
Kaum ein Sektor hatte sich über die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten mehr gefreut als die Pharmabranche. War es doch Hillary Clinton, die den Konzernen im Wahlkampf mit stärkerer Preisregulierung drohte. Der Immobilienmogul hielt sich bei diesem Thema zurück. Entsprechend feierten Aktionäre seinen Sieg mit Kursaufschlägen bei Pharma-Aktien. Doch dem Rausch folgt nun zunächst der Kater.
Bereits Anfang Dezember äußerte sich Trump kritisch gegenüber dem Pharmabereich, ohne jedoch konkret zu werden. Viele Titel gaben daraufhin kurzzeitig nach. Am erwarteten positiven Trump-Effekt für die Pharmakonzerne kamen erste Zweifel auf. Diese wurden nun in einer denkwürdigen Pressekonferenz des designierten US-Präsidenten – der ersten seit seiner Wahl – bestätigt. In einem Rundumschlag kritisierte er die hohen Preise für Medikamente und warf den Konzernen vor, dadurch ungestraft zu töten sowie in ihren Preisforderungen an den Staat über Leichen zu gehen. Dies ändere sich unter seiner Regierung. Fortan werde über Medikamentenpreise hart verhandelt. Für die Verlagerung der Medikamentenproduktion ins Ausland bekamen die US-amerikanischen Pharmakonzerne ebenfalls ihr Fett weg.
An der Börse gerieten Pharma-Werte in der Folge mächtig unter Druck. Der US-Branchenindex S&P Pharmaceuticals verlor fast 3,5%, der STOXX Europe 600 Health Care rund 3,2%. Während der DAX-Konzern Merck die Verluste mit gut 1,6% in Grenzen halten konnte, verlor unser Musterdepotwert Roche zwischenzeitlich fast 3%, bei der Beteilgungsgesellschaft BB Biotech waren es rund 3,5%. Der US-Wert Amgen gab in der Spitze 2,9% ab. Der Trump-Effekt hat sich letztlich also ins Negative umgekehrt, birgt jetzt aber auch attraktive Einstiegschancen (z. B. bei Evotec, s. rechts). Denn das insgesamt positive globale Umfeld für Pharma-Werte halten wir trotz Trump nach wie vor für intakt.