Büromittel – E-Commerce löst Filialgeschäft ab
Angesichts robuster Wirtschaftprognosen und anhaltend niedriger Zinsen investieren Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks in Forschung und Entwicklung und schauen sich nach Zukäufen um. So ist für 2017 im Euroraum von einem BIP-Wachstum von 1,8% auszugehen, die USA könnten sogar 2,5% schaffen. Doch auch für die Ausstattung des eigenen Betriebs nehmen die Gesellschaften Geld in die Hand, sei es für neue IT oder die Bestückung der Büros und Fabriken. Während kaum ein Unternehmen darum herum kommt, seine Kommunikationstechnik auf dem neuesten Stand zu halten, wurde bei der Geschäftsausstattung oft gespart.
Dennoch handelt es sich um einen riesigen Markt. Der Spezialversandhändler Takkt bezifferte das Volumen auf dem Eigenkapitalforum insgesamt auf über 100 Mrd. Euro. Noch werden 70 bis 90% der Käufe über stationäre Geschäfte abgewickelt. Die Stuttgarter gehen aber davon aus, dass der Anteil des Direktmarketings nachhaltig steigen wird. Das Geschäft sei nicht besonders kapitalintensiv, stellte CEO Felix Zimmermann in seiner Präsentation heraus. Deshalb erzielt der Konzern beständig eine EBITDA-Marge von 12 bis 15%, dank Sondereffekten waren es in den ersten neun Monaten sogar 16,3%. Dass sich Kunden weg von der Katalogbestellung hin zum Onlinekauf bewegen, setzt Takkt zwar unter Zugzwang. Mit einer digitalen Agenda will der Konzern den E-Commerce-Umsatz, der aktuell 40% ausmacht, verdoppeln. Das sei ambitioniert, aber machbar, erklärte Zimmermann. Den Schwaben kommt außerdem zugute, dass sie jeweils die Hälfte ihrer Erlöse in Europa und den USA erzielen und damit gewisse Schwankungen ausgleichen können. Für 2017 erwarten wir ein EPS von 1,40 Euro (KGV: 14). Auch die Dividendenrendite von 2,8% spricht für den Titel (19,77 Euro; DE0007446007). Neuleser können kaufen, Stopp unverändert 16 Euro.
Marktführer Staples ist zwar auch im Internet aktiv, betreibt aber allein in Nordamerika noch über 1 600 Filialen. Im Q3 ging der Umsatz gegenüber Vorjahr jedoch um 4% zurück, was u. a. am Verkauf des Printlösungsgeschäfts und Ladenschließungen lag. Der Konzern setzt gerade seine Strategie 20/20 um, die neue Märkte abseits der Büroausstattung erschließen und wieder zu nachhaltigem Wachstum führen soll. Die Wahl von Donald Trump hat der Aktie (9,94 US-Dol-lar; US8550301027) zu einem Comeback verholfen. Dessen „America First“ könnte auch Staples Impulse verleihen, so die Hoffnung. Mit einem 2017/18er-KGV (per 31.1.) von 11 und einer Dividendenrendite von 4,8% wirkt das Papier günstig. Der Umbau wird aber noch dauern. Geduldige Anleger greifen bis 10 Dollar zu und sichern bei 8,40 Dollar ab.
Auch Office Depot profitierte vom Trump-Effekt, die Aktie (4,90 Dollar; US6762201068) war aber bereits nach den Q3-Zahlen angesprungen. Dabei steckt auch dieser Konzern mitten im Umbau, in den kommenden drei Jahren sollen ca. 300 Filialen schließen. Staples wollte das Unternehmen aus Florida 2015 übernehmen, was die Wettbewerbshüter aber verhinderten. Im September sicherte sich dann Aurelius die Europaaktivitäten des Konzerns. Analysten gehen von einem 2017er-EPS von 0,44 Dollar aus (KGV: 11), die Dividendenrendite liegt bei 0,6%. Derzeit bitte abwarten!