Alzchem dominiert den westlichen Markt
Die Alzchem-Aktie hat 2024 eine beeindruckende Rally hingelegt – dank exklusiver Produktkompetenz und ehrgeiziger Expansionspläne, vor allem in den USA. Im Gespräch mit CFO Andreas Lösler finden wir spannende Aspekte, die die hohe Bewertung der Aktie rechtfertigen.

Die Alzchem-Aktie hat auf dem Börsenparkett den Turbo gezündet: Seit Anfang 2024 hat sich der Kurs des SDAX-Papiers (136,60 Euro; DE000A2YNT30) mehr als verfünffacht: Seit Jahresbeginn steht ein Kursplus von über 130%. Wir haben mit CFO Andreas Lösler gesprochen: War das schon das Ende der Fahnenstange?
Alzchem entstand 2006 durch die Ausgliederung aus der damaligen SKW Trostberg. Während die Bauchemie an BASF ging, bündelt Alzchem seither Spezialchemie auf Basis von Calciumcarbid. Über eine integrierte Verbundproduktion stellt das Unternehmen Kreatinprodukte für Landwirtschaft und Gesundheit her, ebenso Guanidinsalze für Pharma und Feinchemie, Siliziumnitridpulver für erneuerbare Energien und Calciumcarbid für die Stahlindustrie. Dazu kommt Nitroguanidin – ein Stoff, der Airbags zuverlässig zündet und in Artilleriemunition als Treibladung dient. Ein klarer Pluspunkt in Zeiten wachsender Anforderungen an „Kriegstüchtigkeit“.
Preissetzungsmacht trifft Expansion
Alzchem ist derzeit der einzige westliche Produzent in diesem Segment, erklärt uns Lösler – und verfügt im Spezialchemiegeschäft entsprechend über erhebliche Preissetzungsmacht. Ein aus unserer Sicht klarer Wettbewerbsvorteil. In Deutschland plant das Unternehmen derzeit die Verdoppelung der Nitroguanidin-Produktionskapazitäten. Gleichzeitig aber erhöht sich der Druck aus China: Staatlich subventionierte Strompreise ermöglichen dort günstigere Produkte – ein zweischneidiges Schwert. Entscheidend wird letztlich die Zahlungsbereitschaft der Kunden sein. Die Corona-Pandemie habe laut Lösler jedoch gezeigt, wie wertvoll eine stabile, europäische Lieferkette ist. Spannend ist auch der Blick in die USA: Alzchem hat eine Absichtserklärung zur Expansion unterzeichnet. Bis Ende 2029 soll eine neue Produktionsanlage entstehen – vollständig finanziert von Kunden aus der Verteidigungsindustrie, mit einem Gesamtvolumen von 150 Mio. US-Dollar.
Operativ läuft es rund: In den vergangenen fünf Jahren stieg der Umsatz im Schnitt jährlich um 8%, der Gewinn je Aktie sogar um knapp jährlich 25%. Diese Dynamik soll sich laut Konsens in den kommenden drei Jahren fortsetzen. Treiber ist die zunehmende Fokussierung auf margenstarke Spezialchemie: Während die EBITDA-Marge 2019 noch bei 13,3% lag, waren es 2024 bereits 19,0%. Für 2025 werden 580 Mio. Euro Umsatz und 113 Mio. Euro EBITDA (Marge: 19,5%) erwartet. Mittelfristig will Lösler die Milliarde Umsatz mit einer Marge von 20% knacken; Analysten prognostizieren für 2027 sogar knapp 22%.
Bewertungstechnisch ist die Aktie nach der Kursrally ambitionierter bepreist: Sie notiert beim 22-Fachen des erwarteten Gewinns (5-Jahres-Schnitt: 10). Angesichts des Margenanstiegs und struktureller Wachstumsfaktoren halten wir eine Neubewertung allerdings für gerechtfertigt. Das erwartete EPS-Wachstum von 25% p.a. stützt diese Einschätzung. Zudem ist die geplante US-Expansion noch nicht in den Analystenschätzungen enthalten. Auch finanziell steht Alzchem solide da: mit einem Verschuldungsgrad unter 0,5x EBITDA und einer Kapitalrendite (ROCE) von über 20%.
Neuleser steigen bei Rücksetzern bei 112,00 Euro ein. Investierte Leser erhöhen den Stopp deutlich über Einstand auf 82,50 (33,75) Euro.
Hier lesen Sie das vollständige Interview mit Andreas Lösler.