Software & IT Dienstleistungen

Allgeier – Das große Warten auf die Politik

Die Aussichten für IT-Dienstleister in Deutschland sind grundsätzlich sehr gut, vor allem wenn man wie Allgeier stark im öffentlichen Sektor engagiert ist. Aktuell ist aber Geduld gefragt.

Thomas Koch,
Allgeier ist die Führungsholding einer Technologie-Gruppe im Bereich IT- und Software-Services
Allgeier ist die Führungsholding einer Technologie-Gruppe im Bereich IT- und Software-Services © CC0

Die milliardenschweren Investitionen der Bundesregierung sollen auch die Digitalisierung in Deutschland vorantreiben. Digitalminister Karsten Wildberger will mit dem neuen Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Verwaltung digitalisieren und einen behördenweit einheitlichen Softwarebaukasten entwickeln. Zur Wahrung der digitalen Souveränität soll Open-Source-Software eine bedeutendere Rolle spielen. Geplant ist das schon lange, die Umsetzung fand bislang aber nur selten statt.

Der Digitalisierungs-Spezialist Allgeier könnte von einem Richtungswechsel in diesem Bereich profitieren. Durch die Tochtergesellschaften publicplan und mgm technology partners verfügt der Konzern über reichlich Open-Source-Kompetenz, die z.B. bei der Entwicklung des Steuerportals Elster nachgewiesen wurde. Aber nicht nur hier warten die Münchener auf Fortschritte bei den politischen Entscheidungen. Zwar konnten in den vergangenen 1,5 Jahren laut Hauptversammlung am 27.6. Rahmenverträge in Höhe von rund 1,5 Mrd. Euro abgeschlossen werden, die Projektabrufe verzögern sich aber zum Teil noch immer.

Schwache Q1-Zahlen, optimistischer Ausblick

Weil zudem die Nachfrage aus der Privatwirtschaft verhalten blieb, sanken der Q1-Umsatz um 3,8% und das bereinigte EBITDA um 7,0% (Marge: 10,0%). An der Jahresprognose hält der Vorstand in Erwartung eines Aufschwungs im zweiten Halbjahr trotzdem fest. Umsatz (410 bis 450 Mio. Euro) und bereinigtes EBITDA (57 bis 63 Mio. Euro) sollen in der Mitte der Zielrange um ca. 6% bzw. 10% steigen. Die bereinigte EBITDA-Marge läge dann bei ca. 14%. Innerhalb von drei Jahren werden hier Werte von gut 15% angestrebt. Perspektivisch sollten auch 16 bis 17% möglich sein, nachdem margenschwaches Geschäft abgestoßen wurde. Das organische Wachstumsziel wird auf durchschnittlich 10% pro Jahr beziffert. Bei Übernahmen geht der Vorstand aktuell sehr selektiv vor. Da auf der HV ein Umsatz von 1 Mrd. Euro aber als grundsätzlich machbare Zielmarke genannt wurde, dürfte die Buy-and-Build-Strategie (über 85 Akquisitionen seit 2004) bei noch stärkerem Margenfokus tendenziell fortgesetzt werden.

Mit einem Umsatzanteil von 80% in Deutschland und rund 40% im öffentlichen Sektor ist Allgeier bestens aufgestellt, um von den sich in den kommenden Jahren bietenden Wachstumschancen zu profitieren. Trotz der zuletzt noch mal spürbar gesunkenen Konsensschätzungen ist die Bewertung mit einem 12-Monats-Forward-KGV von 16, einem EV/EBITDA von 6,3 und einem KBV von 1,4 relativ günstig. Die Aktie (19,60 Euro; DE000A2GS633) hat von ihrem 2021 erreichten Hoch in der Spitze fast 80% an Wert eingebüßt. Trotz einer größeren Platzierung des zweitgrößten Aktionärs und Aufsichtsratsmitglieds Detlef Dinsel im Mai (7,6 Mio. Euro Volumen) sieht die Phase der Bodenbildung sehr konstruktiv aus.

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