Air Liquide und Wacker Chemie – Europa wird wichtiger
Donald Trump führt die USA augenscheinlich in eine Rezession. Damit rücken andere Märkte wieder in den Fokus – auch die zuletzt gebeutelte Chemie.

Für Wacker Chemie macht das Ausland traditionell einen hohen Anteil am Geschäft aus: 2024 lag der Umsatzanteil bei 84%, wie die Zahlen vom Mittwoch (12.3.) zeigen. Ein Fünftel des Geschäfts liegt in den USA – nicht zu viel. Asien hingegen steht für fast 40% des Geschäfts, musste zuletzt aber kräftige Einbußen hinnehmen. Aufgrund niedriger Preise für z.B. Solarsilicium läuft es bei Polymeren (25% vom Umsatz) und Polysilikonen (15%), die im kriselnden Bausektor sowie in der Fotovoltaik zum Einsatz kommen, eher mau. Hier sind dank des am Freitag verabschiedeten Fiskalpakets kräftige Zuwächse im Deutschlandgeschäft zu erwarten, das 16% der Umsätze ausmacht.
Insgesamt profitiert Wacker Chemie auch von einer höheren Nachfrage nach Industrielacken. Gut läuft es zudem in der Halbleiterbranche dank steigender Nachfrage nach Halbleiterpolysilicium. Nach einem Gewinneinbruch 2024 um 20% dürfte Wacker in den nächsten drei Jahren diesen um über 14% p.a. steigern. Das spiegelt die Bewertung der MDAX-Aktie (83,70; DE000WCH8881) mit einem 2025er-KGV von 18 (10J: 17) aber noch nicht wider, sodass Konsensanpassungen zu erwarten sind.
Wir beobachten Wacker Chemie aufmerksam.
Im Oktober hatte Air Liquide Anleger noch mit einem schwächelnden Europa-Geschäft enttäuscht. Inzwischen notiert die EuroStoxx-Aktie (181,06 Euro; FR0000120073) auf Allzeithoch. Die Ende Februar vorgelegten Gj.-Zahlen für 2024 zeigen auch warum: Trotz Gegenwinds steigerte Air Liquide den bereinigten Umsatz um 2,6% auf rund 27,1 Mrd. Euro. Dabei verbesserte sich die operative Gewinnmarge um ordentliche 150 Basispunkte auf 19,9%. Besonders gut kamen jedoch die Ziele an: Dank eines Rekord-Auftragsbestands avisieren die Franzosen weitere Margenerhöhungen. Bis 2026 soll die Profitabilität binnen vier Jahre um 460 Basispunkte steigen.
Uns gefällt, dass vor allem Kooperationen wie z.B. mit TotalEnergies oder Siemens Energy großes Wachstumspotenzial in Europa eröffnen. Hier setzt Air Liquide wie auch in den USA rund 40% um. Investierte Anleger freuen sich über eine 13,7% höhere Dividende von 3,30 Euro je Aktie (Rendite: 1,8%). Dank effektiver Kostenkontrolle gelang es trotz höherer Investitionen von inzwischen über 4 Mrd. Euro die Kapitalrendite (ROCE) über das eigene Ziel von 10% auf 10,7% zu heben.
Air Liquide bleibt ein Kauf. Stopp hoch auf 135,75 (124,50) Euro.