Ischinger sieht Weltordnung von Dreifach-Krise bedroht

Wolfgang Ischinger kennt sich aus in der Welt. Der Top-Diplomat war Staatssekretär im Auswärtigen Amt sowie deutscher Botschafter in Washington und London. Seit 2008 leitet er die Münchner Sicherheitskonferenz. Die Sorge um den Fortbestand der Weltordnung gehört somit praktisch zur Berufsbeschreibung des Spitzendiplomaten.

Ischinger diagnostiziert denn auch eine Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, Kriege zu beenden und das Klima zu retten. Es sei geradezu eine Schande, wie sich Europa in dem seit sieben Jahren tobenden Syrienkrieg mit der Zuschauerrolle begnüge, wetterte Ischinger ganz undiplomatisch. Der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz nennt das die Krise der globalen Governance. Doch das ist keineswegs die einzige Krise, die für den teilweisen Zerfall der gewohnten Weltordnung verantwortlich sei. Auch um die transatlantischen Beziehungen ist es schlecht bestellt. Der Brexit, die Handelskonflikte mit den USA, der Spaltpilz Donald Trump und ein wachsendes Misstrauen bis tief hinein in die EU lassen die europäische Idee zerbröseln. Die dritte Bedrohung für die Weltordnung ist nach Ansicht Ischingers die Krise des westlichen Gesellschafts- und Wertesystems. Für die aufstrebenden Schwellenländer hat der Westen seine früher unangefochtene Vorbildfunktion weitgehend verloren. Das staatlich gelenkte Wirtschaftsmodell Chinas, das mit hohen Wachstumsraten lockt, läuft der liberalen Marktwirtschaft westlicher Prägung zunehmend den Rang ab. Dazu passt der Trend zur Einmann-Herrschaft, wie ihn Wladimir Putin in Russland, Xi Jinping in China und Recep Tayyip Erdogan in der Türkei vorexerzieren.

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