Es ist nicht an der Zeit zu gehen
Die Daten des Institute of International Finance sprechen eine scheinbar eindeutige Sprache: Globale Investoren haben im Mai 12,3 Mrd. US-Dollar aus den Schwellenlandmärk-ten abgezogen, jeweils zur Hälfte aus Aktien und Anleihen. Seit Jahresbeginn steht damit nur noch ein Nettozufluss von 46 Mrd. Dollar zu Buche, nach Anlagen in Höhe von 134 Mrd. Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Und doch ist momentan nicht der Zeitpunkt, sich von den Emerging Markets zu verabschieden. Denn anders als oftmals öffentlich argumentiert, entwickeln sich diese Märkte in einem Umfeld steigender US-Zinsen nicht zwangsläufig schlecht.
Warum glauben wir das? Die meisten Schwellenländer leben entscheidend vom Export wichtiger Rohstoffe für die Weltwirtschaft, sei es Öl, Stahl, Kupfer oder Kautschuk. Die Preise für diese Produkte (abgesehen vom Öl, dessen Preisfindung anderen Gesetzen unterliegt) reagieren aber mit einer gewissen Verzögerung auf eine konjunkturelle Erholung. Wenn der Zinszyklus in den USA wie jetzt gerade in etwa am Mittelpunkt seiner Erhöhungsphase angekommen ist, beginnen die Preise für viele Rohstoffe auf Grund der gestiegenen Nachfrage gerade erst zu klettern. Im Schnitt steigen sie nach einer Studie von Lazard Asset Management in der zweiten Hälfte einer Zinserhöhungsphase um etwa 10%.
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