Brasilien unter Bolsonaro
Der Aufschrei vor allem in deutschen Medien war groß, als sich Jair Bolsonaro von der rechtskonservativen PSL im Oktober in einer Stichwahl gegen seinen Konkurrenten Fernando Haddad von der Arbeiterpartei PT durchgesetzt hatte und am 1. Januar als Staatspräsident vereidigt wurde. Das autoritäre Gebaren Bolsonaros war vielen suspekt. Sie wähnten Brasilien auf dem Weg zu einer neuen Diktatur.
Dabei ist eigentlich klar, dass Brasilien als führendes Schwellenland auf Grund seiner über Jahrzehnte durch schlechte Politik – auch Bolsonaros Vorgänger, Michel Temer, musste nach Korruptionsvorwürfen zeitweise ins Gefängnis – und Misswirtschaft gewachsenen Strukturen nicht mit westeuropäischen Maßstäben gemessen werden kann. Brasilien, das durch seinen Reichtum an Bodenschätzen (Öl, Kohle, Eisen, Nickel, Zinn, Silber, Erdgas und Uran) das Potenzial für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand für breitere Bevölkerungsschichten hat, leidet seit Jahrzehnten, weil sich eine Elite hemmungslos bereichert und Bandenkriminalität das Land lähmt. Der autoritäre Durchgriff, wie ihn Bolsonaro in seinen Wahlkampfreden nicht nur angekündigt hat, sondern sukzessive auch umsetzt, trägt mittlerweile erste Früchte. So musste jetzt sogar die linke „taz“ vermelden, dass die Zahl der Mordopfer in Brasilien im ersten Quartal 2019 um respektable 24% gesunken ist.
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