Japan – Interpretationsbedürftiger Tankan

_ Die Wahrnehmung des am Mittwoch (14.12.) veröffentlichten Tankan, des vierteljährlichen Konjunkturberichts der japanischen Notenbank BoJ, dürfte überwiegend negativ ausfallen. Der Grund: Die Lageeinschätzung der im Blickpunkt stehenden großen Industrieunternehmen hat sich verschlechtert. Deren Diffusions-Index (der Saldo aus positiven und negativen Schätzungen) ging zum vierten Mal in Folge zurück, aktuell von 8 auf 7 Punkte. Die großen Industrie-Konglomerate sind mit der sich global abschwächenden Nachfrage konfrontiert. Hintergrund ist die monetäre Straffung in den USA und Europa sowie die Folgen der bislang verfolgten Null-Covid-Strategie in China.

Allerdings ist fraglich, ob diese gängige Interpretation des Tankan allein von den großen Industrieunternehmen her noch angemessen ist. Einstmals waren hier die Schoßkinder des MITI, des früher mächtigeren Industrie- und Handelsministeriums, versammelt, die als Zugpferde der Entwicklung gepäppelt wurden, daher die Richtung für den Rest der Wirtschaft vorgaben und deshalb zurecht im Fokus standen. Doch der Trend dieser Gruppe ist im Vergleich zum Rest der Wirtschaft gegenläufig: Der Blick auf den Index für alle Größen und Sektoren zusammengenommen („all enterprises / all industries“) zeigt mit +6 Punkten, dass die positiven Schätzungen überwiegen (zuvor 3 Punkte). Tatsächlich lässt sich nicht nur bei den großen Industrieunternehmen als einziger Gruppe ein Index-Rückgang erkennen. Die mittleren (von 0 auf +1) und kleineren Industriebetriebe (von -4 auf -2) weisen moderate Verbesserungen auf. Der gesamte Non-Manufacturing-Sektor legt sogar von 5 auf 10 Punkte deutlich zu, wobei der Zuwachs in allen Größenklassen gleichermaßen erkennbar ist. Ein ähnliches Bild liefern die Investitionspläne: Während die Großunternehmen ihre Investitionen eher zurückfahren, planen die kleinen Unternehmen eher Aufstockungen. Die Auftragseingänge bei den japanischen Maschinenbauern stiegen zuletzt aufgrund steigender Inlandsnachfrage an.

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