Märkte

Osteuropas Industrie folgt der Eurozone

Die Wirtschaft der Eurozone ist klar auf Erholungskurs und die Osteuropäer profitieren von diesem Aufwärtstrend. Dies geht aus dem aktuellen sektorenübergreifenden Einkaufsmanager-Index („composit“) hervor, der im Juli mit dem Sprung von 48,5 auf 54,9 Punkte wieder klar auf Wachstumskurs liegt.

Maßgeblich dazu beigetragen hat die Erholung der verarbeitenden Industrie, die Dank wieder zulegender Auftragseingänge und anziehender Produktion den Sprung von 47,4 auf 51,8 Punkte schaffte und damit wieder über der Wachstumsschwelle liegt. Mit der Erholung der EU-Kernstaaten verbessern sich auch die Aussichten Osteuropas.

Das gilt ganz besonders für Polen, dessen Industrie-Index auf 52,8 nach 47,2 Punkten im Juni nach oben schnellte. Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen verbesserte sich die Lage bei praktisch allen relevanten Größen: Produktion, Auftragseingänge aus dem In- und Ausland zogen an und die Lagerbestände an Fertigprodukten („Halden“) schrumpften. Lediglich bei den Belegschaften lief der Negativtrend nach, denn noch bauen die Unternehmen angesichts der unsicheren Perspektiven eher Jobs ab. Zudem war die polnische Industrie schon vor der Corona-Pandemie seit November 2018 in einer Schwächephase mit rückläufiger Produktion.

Der Aufschwung in Ungarn ist indes nicht ganz so eindrucksvoll, aber auch hier kam der Einkaufsmanager-Index, der Hungarian Association of Logistics, Purchasing and Inventory Management, zurück über die Wachstumsschwelle von 47,4 Punkten im Juni auf 50,8 Punkte im Juli. Maßgeblich für den Anstieg waren in erster Linie markante Zuwächse beim Produktionsvolumen und bei den Auftragseingängen. Aber auch die anderen Komponenten konnten zulegen wobei die Vorräte an Rohstoffen und Zulieferungen („purchased inventories“) durch steigende Bestände ein zusätzliches positives Signal liefern: Die Unternehmen stellen sich offenbar auf eine nachhaltige Erholung mit dauerhaft gestiegenem Niveau der Produktion ein. Letztere kommt allerdings von einem sehr niedrigen Niveau her. Sie lag per Mai um -30,7% unter dem Vorjahresmonat, was gegenüber dem Minus von 36,8% per April eine beachtliche Verbesserung darstellt, aber gleichzeitig auch immer noch ein gewaltiger Rückstand ist.

Demgegenüber schneidet Tschechien schwächer ab, hier ist noch kein neues Wachstum erkennbar. Der Index für die verarbeitende Industrie legt zwar zu von 44,9 auf 47 Punkte. Er blieb damit aber nicht nur unter der Expansionsschwelle, sondern auch deutlich unter den Erwartungen (Konsens 49,8 Punkte). Während es also in Polen und Ungarn wieder aufwärts geht, hat sich in Tschechien lediglich der Abwärtstrend verlangsamt. Sofern die Erholung der Eurozone nicht durch neuerliche Ausbrüche der Corona-Pandemie konterkariert wird, dürfte auch Tschechien schon bald wieder Wachstum verzeichnen.

Wir sehen durch diese Daten unser Vertrauen in Osteuropa bestätigt. Entsprechende Positionen sollten gehalten werden. Die EU-Programme geben vor allem der Bau- und Baustoffindustrie zusätzlichen Schub.

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