Märkte

Russland – Die kommende Nachkriegszeit

_ Allianz und Münchner Rück haben gerade die Deckung für die nach den Bombenanschlägen nicht mehr betriebsfähige Pipeline „Nordstream 1“ erneuert. Dahinter steht offenbar die Hoffnung, dass es in nicht allzu ferner Zukunft eine Rückkehr zum „business as usual“ geben könnte. Diese Hoffnung scheint auch bei jenen westlichen Unternehmen eine Rolle zu spielen, die ihr Russland-Engagement so weit als möglich aufrecht erhalten.

Das sind einer Schätzung der Kyiv School of Economics immerhin 40% aller ausländischen Unternehmen. Zunächst haben etwa 80% der Unternehmen aus „befreundeten“ Ländern wie der Türkei, China und Indien nicht die Absicht, den russischen Markt zu verlassen. Aber auch viele Unternehmen aus westlichen (aus russischer Sicht „unfreundlichen“) Staaten bleiben. Denn nicht alle Geschäfte sind mit Sanktionen belegt, wie etwa im Lebensmittel- oder Finanzsektor. Hinzu kommen jene, die mit einem mehr oder weniger stark eingeschränkten Betrieb versuchen zu „überwintern“. Unterm Strich standen die aus Russland abgezogenen Firmen 2021 für einen Umsatz von rd. 46 Mrd. US-Dollar oder rd. 15% des Gesamtumsatzes aller ausländischen Unternehmen in Russland. Bis März dieses Jahres sind nur 201 ausländische Firmen (6%) vollständig abgezogen, während 54% ihre Aktivitäten eingeschränkt oder Investitionen zurückgestellt haben. 39% machen allerdings „business as usal“. Das Gros versucht, die aktuellen Schwierigkeiten auszusitzen, statt die Kosten eines Abzugs zu akzeptieren. Dafür gibt es handfeste Gründe: Der Ausstieg „unfreundlicher“ Investoren aus dem Finanz-, Rohstoff- und Energiesektor ist ohnehin nur mit einer individuellen Genehmigung des Präsidenten möglich, wobei die Grundvoraussetzungen für alle westlichen Firmen eingehalten werden müssen: Der Verkaufserlös darf maximal 50% des geschätzten Marktwertes ausmachen. Zudem ist noch einmal eine Sonderabgabe an den Staat von 10% abzuführen, die neuerdings auf den geschätzten Marktwert (zuvor auf den Verkaufserlös) erhoben wird. Westliche Unternehmen erhalten also bestenfalls 40% des (nicht immer fair ermittelten) Marktwertes. Diese Abschreibung muss man sich leisten können.

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