Märkte

Osteuropa – Sollbruchstellen der Visegrad-Gruppe

_ Die jüngste Entscheidung der EU-Kommission, die für Ungarn vorgesehenen Mittel des Wiederaufbaufonds zunächst zu blockieren, unterstreicht die Schärfe der Spannungen am Ostrand der EU. Dieser Druck bringt Zerfallserscheinungen innerhalb der Visegrad-Gruppe (V4) zutage, in der sich Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn zusammengetan haben, um ihre Interessen gegenüber Brüssel wirksamer zu vertreten. Mit der Gemeinsamkeit ist es aber genau genommen nicht weit her, wie eine Studie ungarischer Politikwissenschaftler zeigt. Demnach stimmt die V4 in etwas weniger als neun von zehn Fällen gleich ab. Das ist eine schlechtere Quote als etwa bei den Benelux-Staaten (Belgien, Niederlande, Luxemburg) mit 93%, bei den baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) mit 97% oder den 92% für die „nordisch-baltischen Sechs“ (Dänemark, Finnland und Schweden plus Baltikum). Diese Unterscheide sind gewichtig, weil der weitaus größte Teil der Abstimmungen ohnehin dem Zwang zur Einstimmigkeit unterliegt.

Ein genauerer Blick enthüllt mindestens zwei Bruchlinien innerhalb der V4. Die offensichtlichere hat der Ukraine-Krieg aufgedeckt. Das jüngste Treffen der Verteidigungsminister platzte, nachdem Tschechien seine Teilnahme abgesagt hatte und dies mit den allzu engen Beziehungen Ungarns zu Russland begründete. Vor allem aber ging auch Polens rechts-nationalistische Regierung auf Abstand zur Fidesz-Regierung in Budapest. Die Wege hätten sich getrennt, lautete die offizielle Erklärung Warschaus. Schon wenige Wochen später war der Riss aber gekittet. Die gemeinsame Feindschaft der rechts-nationalistischen Ideologen gegenüber Rechtsstaatsprinzipien und Bürgerrechten wurde von der polnischen Seite höher bewertet als die Solidarität mit der Ukraine. Der den Machterhalt sichernde Schulterschluss mit dem Putin-Freund Viktor Orban erwies sich als wichtiger.

overlay

Kennenlern-Angebot für PLATOW Emerging Markets
1 Monat unverbindlich für 7,99 EUR testen

  • DAS Aktien-Briefing für die Emerging Markets
  • 1x wöchentlich Marktanalysen und konkrete Aktienempfehlungen aus Osteuropa, Asien und Lateinamerika
  • Transparent geführtes Musterdepot
  • inkl. Immobilien Report mit fundierten News & Analysen zu Aktien und Fonds

ARTIKEL DIESER AUSGABE

Aussenpolitik | 01. Dezember 2022

OSZE – Was wird mit Russland?

Friedenssicherung und Wiederaufbau nach Konflikten, das sind die Hauptziele der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der inzwischen 57 Staaten (inkl. USA und... mehr

Elektrotechnologie | 01. Dezember 2022

Nidec punktet mit der e-Achse

Rekordzahlen dank boomender Verkäufe von e-Motoren, aber ein zerknirschter CEO: Bei Nidec hängt der Himmel trotz operativer Erfolge längst nicht nur voller Geigen.  Zwar steigerte... mehr

IT-Dienstleister | 01. Dezember 2022

StoneCo – Zeit zum Einstieg

Das brasilianische Fintech StoneCo hat raue Jahre hinter sich. Gut 90% hat die Aktie (10,51 Euro; KYG851581069) seit ihrem Hoch im Februar letzten Jahres verloren. Hauptverantwortlich... mehr

Versandhandel | 01. Dezember 2022

Allegro schreibt kräftig ab

Die Angst um die Konjunkturentwicklung und einer entsprechenden Konsumzurückhaltung sorgte bei der polnischen Allegro-Aktie für eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung. So erreichte der... mehr

Internetkommerz | 01. Dezember 2022

Meituan schafft den Turnaround

Nach sieben verlustreichen Quartalen ist es dem Gruppenrabatt-Anbieter Meituan endlich gelungen, das Purpurrot der Bilanzen schwarz zu färben. Wie der Konzern am Freitag (25.11.) bei... mehr

Emerging Markets | 01. Dezember 2022

PLATOW Börsenbarometer

Indizes: Die EM haben auf Wochensicht Gewinne zu verzeichnen. Nur der RTS (-2,1%) musste Federn lassen. Größter Gewinner war der ISE 100 (+2,7%), welcher weiterhin von der schwachen... mehr