Wikifolio

Ansichten von drei Top-Tradern

Die Entwicklung unseres Dachwikifolios verlief mit einem Wochenminus von 0,9% relativ enttäuschend. Zwei Drittel der Depotwerte erlitten trotz stabiler Märkte im Vergleich zur Vorwoche Verluste. Die Performance-Spanne reichte von minus 4,8% bis zu plus 1,51%. Zu den Gewinnern zählt das wikifolio Goldesel-Trading von Michael Flender. Der Profi-Trader konnte seine Performance seit dem Jahreswechsel auf 19,3% ausbauen, was auch seiner mutigen Herangehensweise zu verdanken ist.

So hatte er die Investitionsquote des ausschließlich aus Aktien bestehenden Portfolios sukzessiv auf rund 80% angehoben und dabei bewusst auf viele zuvor stark verprügelte Werte gesetzt, worin der Trader sich jetzt bestätigt sieht: „Die offensive Ausrichtung des wikifolios mit Schwerpunkt Zyklikern macht sich bezahlt. Wir sind nur noch knapp unter dem Jahreshoch, und das trotz der Verluste mit Wirecard und auch Wacker Neusson, die leider (noch) deutlich im Minus notieren. Man merkt aber: Der Hebel bei vielen Aktien ist umgelegt, Gewinnwarnungen führen nicht mehr zu größeren Verlusten, Aktien wie Dürr und Kion sowie Deutz aus dem Maschinenbau werden stark akkumuliert. Das stimmt optimistisch für ein starkes Jahresende an den Märkten“.

Deutlich vorsichtiger agiert seit langem schon Carsten Schorn, in dessen wikifolio Abacus die Cashquote immer noch bei rund 80% liegt. Trotzdem oder gerade deshalb ist das Allzeithoch bei einer Gesamtperformance von 107% in greifbarer Nähe. „Das ist zwar ziemlich nervig, immer mit angezogener Handbremse hier zu agieren (20% Gewichtung so im Schnitt), aber alles andere macht wirklich keinen Sinn. Wenn das Chance/Risiko-Verhältnis wieder passt, gehe ich auch wieder ein höheres Risiko ein. Aber im Moment bleibe ich meiner Linie treu“, argumentiert der Trader, der von ausgewählten Aktien aber trotzdem sehr überzeugt ist: „Ich denke mit Ad Pepper (die Aktie ist spotbillig) und Secunet werden wir noch viel Freude haben. Daher habe ich beide auch relativ hoch gewichtet“. Ein weiteres „Schwergewicht“ in dem Depot ist die Aktie von Mensch und Maschine („Brutal starke Zahlen – Vorstand hat wieder geliefert. Was eine Perle“).

Wie unberechenbar die Aktienmärkte zurzeit sind, zeigt ein Statement von Joachim Köngeter, der seit fast 30 Jahren mit Aktien handelt und in seinem wikifolio Tradingchancen deutsche Aktien immer wieder Absicherungen einbaut: „Eine alte Börsenregel besagt, dass politische Börsen kurze Beine haben. Jedoch werden in den letzten Monaten die Börsen derart durch politische Entscheidungen bzw. Nicht-Entscheidungen, Verzögerungen, Drohungen, Tweets usw. beeinflusst und kurzfristig hin- und hergebeutelt, dass langfristiges, aber auch kurzfristiges Anlegen an der Börse sehr schwierig geworden ist. Sich an Charts zu orientieren fällt zunehmend schwerer, da die politische Einflussnahme mit jeder Entscheidung die charttechnische Entwicklung einer Aktie immer wieder unterbricht und eine Trendausbildung daher schwerer erkennen lässt. Weiterhin fällt auf, dass sich zunehmend Hedgefonds am deutschen Aktienmarkt engagieren und mit dem Shorten (Leerverkaufen) von Aktien auf fallende Kurse spekulieren, um damit Geld zu verdienen. Dabei sind es oft mehrere Hedgefonds, die gemeinsam dieses Ziel verfolgen und so auch einen enormen Einfluß auf den Aktienkurs ausüben.

Zudem reagieren die Aktionäre verschreckt auf eine solche Mitteilung, dass ein Hedgefond mit dem Shorten eines Unternehmens begonnen hat. Solche Mitteilungen werden dann auch gerne mit militaristischen Superlativen gespickt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen – dass viele Anleger die Aktien verkaufen oder es den Hedgefonds nachmachen und ebenfalls leerverkaufen. So kann ein Aktienkurs innerhalb weniger Stunden zweistellige Prozente verlieren“. Konkret bezieht er sich dabei auf die Aktien von Corestate Capital und Evotec, die beide auch in seinem Portfolio vertreten sind.

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Wikifolio | 23. Oktober 2019

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