Wikifolio

Ein echter Kenner im Vorsichtsmodus

Nachdem unser Dachwikifolio während der Korrektur der vergangenen Wochen den Vorsprung auf den DAX deutlich ausbauen konnte, hinkt es im Zuge der laufenden Erholung leicht hinterher. Ein Phänomen, das mit Blick auf die zum Teil recht hohen Cashquoten der Trader nicht untypisch ist.

Ein gutes Beispiel ist das wikifolio Special Investments 1 von Ingo Reeps, das mit einem Depotanteil von 8,2% zu den Schwergewichten im Dachwikifolio zählt. Zuletzt war die Entwicklung des Portfolios relativ unspektakulär. Der Trader befindet sich schon länger „im Vorsichtsmodus“, weshalb er sich mit neuen Investments tendenziell zurückgehalten hat. Zuletzt war seine Skepsis vor allem mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung sogar noch weiter gestiegen, was entsprechende Auswirkungen auf das wikifolio hatte: „Aufgrund der vielfältigen Risikosignale hatte ich meine Cash Quote in den letzten Wochen auf fast 50% erhöht“, schrieb Reeps Anfang August und verwies zusätzlich darauf, dass sich eine Einigung bei den Handels-/Technologie-Auseinandersetzungen zwischen den USA und China weiter verschieben dürfte.

Vor allem zyklische Werte wurden hier seit vielen Monaten schon gemieden, weshalb er auch keine bösen Überraschungen durch Kurseinbrüche in Folge von drastischen Gewinnwarnungen erleben musste. Stattdessen hat ein großer Teil der Unternehmen in dem Portfolio seiner Ansicht nach „hohe bis sehr hohe, gewachsene Kompetenzen im Umfeld Digitalisierung“, was sich langfristig auszahlen sollte. Als klares Schwergewicht in dem Depot fungiert die Aktie von Init (19% Anteil), einem führenden Anbieter für IT-Lösungen im öffentlichen Nahverkehr.

Reeps lobt hier seit längerem das aussichtsreiche, innovative Produktportfolio, weshalb er auch in schwierigen Zeiten an der Aktie festgehalten hat. Belohnt wurde das zuletzt mit einem Kursanstieg von über 60% seit Anfang April. Vor gut einem Monat meldete das Unternehmen mit den Halbjahreszahlen, dass das Ziel-EBIT des gesamten Jahres schon nach den ersten sechs Monaten übertroffen wurde. Reeps selbst liegt bei dem Titel aktuell mit 17% im Plus. Bei Kursen von rund 20 Euro sieht er den fairen Wert aber längst noch nicht erreicht, wie ein früherer Kommentar belegt: „Falls die Gründerfamilie verkaufswillig wäre, was ich derzeit jedoch bezweifle, gäbe es m.E. sicher Bieter, die mindestens 25 Euro je Aktie zahlen würden“.

Was uns an dem Trader gefällt ist vor allem seine akribische Vorgehensweise bei der Unternehmensanalyse. So schreibt er aktuell zu Init: „Es gibt m.E. nur sehr sehr wenige deutsche IT/Software-Unternehmen, die in den USA erfolgreich sind. Gefühlt würde ich sagen, hatten sich mindestens 90% der gelisteten deutschen Software-Firmen dort in den letzten 20 Jahren die Finger verbrannt. Prominentestes Erfolgs-Beispiel ist SAP, die sehr stark im Silicon Valley präsent sind (sehr viele Entwickler in der Region und u.a. eine enge Kooperation mit Google in Mountain View). Einer der Gründe für meinen Einstieg bei Init war auch der große Erfolg in den USA“.

Genauso wie er an guten, seiner Meinung nach unterbewerten Unternehmen festhält, so radikal trennt er sich von Aktien, wenn ihm etwas nicht gefällt. Diese Konsequenz wird sich langfristig auszahlen, auch wenn es mal Performance kostet: „Es gab jetzt die Übernahmemeldung bei Avon. Ich war ja ein großer Fan vom neuen holländischen CEO, im wikifolio hatte ich aber verkauft, weil die IR-Abteilung Fragen nicht beantwortete und damit eine Kursverdopplung liegen lassen. Das ist für mich oft ein Dilemma, es ist ja nicht selten, dass IR-Abteilungen Fragen nicht beantworten: Aus Vorsichtsgründen und weil ich hier fremdes Geld verwalte, verkaufe ich dann lieber im wikifolio. Moral of the story? Außergewöhnliche CEOs können schon einiges bewirken … auch in kurzer Zeit; evtl. auch am Ball bleiben falls die IR Ihren Job nicht macht, solange man dem Führungsteam vertraut“.

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Wikifolio | 21. August 2019

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