Aktienmärkte drehen nach unten

"Die vergangenen Tage haben vielen Börsianern Angst und Schrecken eingejagt. Insbesondere die starken Kursverluste am Donnerstag und Freitag der Vorwoche kamen für die Masse zumindest in dieser Intensität überraschend. Wir hatten Sie frühzeitig auf die Gefahr einer stärkeren Korrektur in diesem Jahr hingewiesen, diese aber schon zu einem früheren Zeitpunkt erwartet. "

Nun hat die im Grunde seit Jahresbeginn laufende Topbildungs-Phase also etwas länger gedauert. Für die Erkenntnis, dass sich die Rally der vergangenen Jahre nicht ewig fortsetzen wird, reicht ein schneller Blick auf die langfristigen Charts der großen Indizes. Echte mittelfristige Verkaufssignale blieben bis zuletzt aber Mangelware. Das hat sich nun geändert. Ein recht verlässliches Zeichen, dass die kommenden Wochen wahrscheinlich ungemütlich werden, ist der Fall vieler Aktien unter ihre gleitenden Ein-Jahres-Durchschnitte. Diese von vielen großen Marktteilnehmern stark beachtete Linie dient in intakten Trends oftmals als markante Unterstützung bzw. Widerstand.

Der DAX hat am Freitag das erste Mal seit über zwei Jahren unter dieser Marke geschlossen. Nun kann sich das zwar immer noch als Fehlausbruch herausstellen, mit Blick auf das im Zuge der Rally aufgebaute Korrekturpotenzial halten wir das aber für unwahrscheinlich. Die aktuellen Störfeuer wie vor allem die Angst vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts werden oftmals als Ursache für den Kursrutsch genannt. Tatsächlich sind die ohnehin überfälligen Gewinnmitnahmen dadurch aber lediglich ausgelöst worden. Die Kaufbereitschaft der gerade im institutionellen Bereich sehr stark in Aktien gewichteten Anleger hat auf dem erhöhten Niveau spürbar nachgelassen, weshalb eine Korrektur immer wahrscheinlicher wurde. Dass dabei die abnehmende finanzielle Unterstützung durch die amerikanische Notenbank ebenfalls eine Rolle spielt, zeigt sich an den unter dem Strich noch vergleichsweise stabilen Märkten in Japan, wo die Notenbank den Geldhahn gerade erst so richtig aufgedreht hat.

Die von uns nach dem Ausverkauf antizipierte Erholung im Wochenverlauf ist bislang nicht erfolgt. Trotzdem bleiben wir dabei: Für einen schnellen Durchmarsch gen Süden gibt es einfach noch zu viele Anleger, die wegen der guten Erfahrungen der vergangenen Jahre davon ausgehen, dass sich aktuell gute Einstiege für die nächste Rally finden lassen. Sollte sich die Lage in der Ukraine auch nur halbwegs entspannen, werden diese Optimisten schnell zugreifen und für temporäre Kursgewinne sorgen. Das würde aber nichts daran ändern, dass der Trend kurzfristig klar abwärts gerichtet ist. Und die Dynamik der jüngsten Bewegung spricht ebenso eindeutig dafür, dass die Unterstützungen diesmal nicht lange halten werden. Wenn dann auch die überzeugten Bullen umdenken müssen, dürfte es schnell weiter bergab gehen.

Für eine entsprechende Short-Spekulation auf Indexebene haben wir im Wochenverlauf den MDAX ausgewählt. Im Gegensatz zum Leitindex war der Ein-Jahres-Durchschnitt hier bereits in der abgelaufenen Woche signifikant durchbrochen worden. Auch große Unterstützungen sind momentan nicht in Reichweite. Zudem zeigt der langfristig deutlich besser gelaufene Nebenwerteindex auf Jahressicht relative Schwäche. Anders als beim DAX ist hier auch das im Januar markierte Hoch zuletzt nur noch minimal überschritten worden. Von seinem Rekordstand hat der MDAX mittlerweile bereits knapp 11% verloren. Nach einer möglichen kurzen Erholung rechnen wir daher mit einer Fortsetzung der Abwärtsbewegung. Das ursprünglich anvisierte Erholungspotenzial bis grob 16 300 Punkte erscheint uns mittlerweile aber eher unrealistisch. Mehr als bestenfalls 15 900 Punkte dürften kaum drin sein.

Vor diesem Hintergrund werden wir das bei rund 16 000 Indexpunkten platzierte Abstauberlimit für unseren Short-Trade wahrscheinlich in Kürze anpassen. Ob wir dann auch den bei rund 16 600 Punkten liegenden Stoppkurs ändern, ist noch offen. Das Korrekturpotenzial beim MDAX reicht unter Beachtung des Wochencharts im Optimalfall bis zur nächsten wirklich stabilen Unterstützung in Form des 2011er-Hochs bei 11 260 Punkten. Dann hätte der Index vom Hoch aus rund 35% verloren. Das heute schon als Zielmarke anzusetzen, wäre allerdings übertrieben. Auch eine 50%-Korrektur der im Herbst 2011 gestarteten großen Aufwärtsbewegung mit dem Ziel von dann 12 500 Punkten wollen wir trotz einer nicht unerheblichen Wahrscheinlichkeit noch nicht prognostizieren. Beim Blick auf den Tageschart erscheint uns der Bereich zwischen 14 300 und 14 900 Punkten eine realistische Zielgröße. Der für diesen Trade ausgewählte Wave Put XXL der Deutschen Bank (Basispreis: 17 712,2679 Punkte; Knock-Out-Marke: 17 220 Punkte) hat bei Erreichen unseres Abstauberlimits einen Hebel von 9,3. Wir riskieren bei dieser Position gut 1,5% unseres aktuellen Tradingkapitals.

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