Telefónica – Umbau in schwierigen Zeiten
Auch Telefónica beteiligt sich am Kampf gegen das Coronavirus. Zusammen mit sieben anderen Telekom-Anbietern stellen die Spanier der Europäischen Kommission anonymisierte Handynutzer-Daten zur Verfügung.
Zu kämpfen hat Vorstandschef José María Álvarez-Pallete aber auch an anderer Front: Das Unternehmen will das Geschäft im spanischsprachigen Teil von Lateinamerika ebenso in eine eigenständige Einheit ausgliedern wie das datengestützte Zusatzgeschäft (Cybersecurity, Internet of Things und Cloud).
Dieser sinnvolle Umbau kostet erst einmal Geld. Im Q4 schrieb der Telekommunikationsgigant daher einen Verlust. Bereinigt um Sonder- und Währungseffekte kletterte der Umsatz 2019 aber um 3,2% auf 48,4 Mrd. Euro, während das operative Ergebnis (OIBDA) nur leicht um 1,9% auf 15,1 Mrd. Euro stieg. Mit Enttäuschung quittierte der Markt v. a. den Ausblick, der eine stagnierende Entwicklung bei diesen beiden Kennziffern vorhersieht. Diese konservative Guidance prügelte die auf Xetra gut handelbare Aktie (4,18 Euro; ES0178430E18) bis auf ein Fünfjahrestief bei 3,53 Euro nach unten, ehe wieder etwas Kaufinteresse aufflammte.
Prinzipiell sind die Pläne zur Neuaufstellung positiv zu bewerten, wenn es Álvarez-Pallete gelingt, die neuen Bereiche gut zu positio-nieren. Die hohe Schuldenlast von 43,3 Mrd. Euro schränkt aber seine Möglichkeiten ein, die neuen Abteilungen über Zukäufe zu stärken. Zudem kämpft Telefónica auf dem Heimatmarkt mit starken Wettbewerbern, die von einigen Entscheidungen der spanischen Wettbewerbshüter begünstigt wurden. In Lateinamerika belastet die drohende wirtschaftliche Schwäche der wichtigsten Märkte Mexiko und Brasilien.
Die Bewertung der Aktie ist nach dem jüngsten deutlichen Kursrutsch zwar sehr attraktiv. Das KGV steht bei niedrigen 7, wobei allerdings die Gewinnschätzungen für 2020 durchaus noch eine Abwärtsrevision erfahren könnten. Bislang verfügen die Spanier zudem über einen guten operativen Cashflow, der eine stabile Dividende von 0,40 Euro und damit eine Rendite von 9,3% ermöglicht. Doch es bleibt unsicher, ob der Umbau gelingt.
Wir raten bei Telefónica daher zum Abwarten, bis die Restrukturierung Früchte trägt.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Einstieg mit Weitblick
Rund um den Globus schnüren Regierungen und Zentralbanken Pakete, um den wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus entgegenzutreten. An den Märkten wird das honoriert, die Börsen... mehr
United Internet hebt sich ab
Gut schlug sich United Internet im vergangenen Jahr. Dank der breiten Kundenbasis im Festnetz und beim Mobilfunk, wo 890 000 Neuverträge hinzukamen, konnte das Unternehmen aus Montabaur... mehr
Dermapharm – Kurschance nutzen!
Bei Dermapharm läuft es auch in der Corona-Krise. Die Standorte des Herstellers patentfreier Medikamente gehören zur „kritischen Infrastruktur“ und dürfen weiter produzieren. mehr
Leifheit im Corona-Modus – Anleger brauchen Geduld
Dass sich zuletzt die Leser-Anfragen zu Leifheit häuften, ist nicht verwunderlich. Großen Anteil daran hat der Hersteller von Haushaltsgeräten selbst. Denn zu Jahresbeginn haben die... mehr
Scout24 investiert in sich selbst
Auch Scout24 wird seit Mittwochabend (25.3.) wegen der Pandemie für das laufende Jahr vorsichtiger und hat den Ausblick gestrichen. Bisher war Vorstandschef Tobias Hartmann für 2020... mehr
Cewe – Glück im Unglück
Wirklich quantifizieren konnte Cewe-Chef Christian Friege die Auswirkungen des Coronavirus auf das laufende Gj. nicht. Allerdings seien die vor Ausbruch der Pandemie errechneten Ziele... mehr
Willkommene Rückkehrer im Depot
Zwei alte Bekannte können wir im Musterdepot begrüßen. Hannover Rück war dabei nicht ohne Grund unsere erste Neuaufnahme nach dem rasanten Absturz der Börsen im Februar/März. mehr