Commerzbank – Sie ist wieder da
Gut viereinhalb Jahre dauerte die Schmach, durch einen Emporkömmling wie die mittlerweile obsolete Wirecard aus der ersten Börsenliga verstoßen zu sein. Nach zwei Gewinnjahren in Folge ist die Commerzbank durch den Linde-Rückzug wieder zurück im DAX-Index, dem sie von der Gründung bis zum Herbst 2018 kontinuierlich angehört hatte. Zusammen mit den positiven Einflüssen der von der EZB Ende 2022 eingeläuteten Zinswende auf das Zahlenwerk der Frankfurter gibt es also gute Gründe, sich Deutschlands zweitgrößte Bank nach langer Pause (zuletzt: PB v. 18.1.21) wieder einmal anzusehen.
Es sind v. a. die Zinserträge (Q4: +50,7%; 2022: +33,2%), die die in den vergangenen 10 Jahren im Schnitt um 0,5% gesunkenen Erträge 2022 mit 12,0% kräftig steigen ließen. Anders als etwa die Umweltbank (vgl. PB v. 14.2.) profitiert die Commerzbank von der höheren Zahl der Kundeneinlagen, auf die sie die erhöhten Notenbankzinsen bislang nur zum Teil (2022: nur 10%; 2023: etwa 25 bis 30% geplant) weitergegeben hat. 2023 sollen die Zinserträge weiter leicht auf „deutlich mehr als“ 6,5 Mrd. (2022: 6,46 Mrd.) Euro steigen, wobei Finanzchefin Bettina Orlopp im Stillen sogar von 7,1 Mrd. Euro träumt. Dank der besseren Zinsmarge konnte die Commerzbank die wichtige Aufwand-Ertrag-Relation (CIR) 2022 auf 68,6% (Vj.: 79,3%) senken und liegt damit deutlich vor der Deutschen Bank (74,9% nach 84,6%).
Das war‘s dann aber auch aus unserer Sicht mit den guten Nachrichten. Denn bei den Kosten hat die Commerzbank vermutlich das Gros der Verbesserungen erreicht, bei den Erträgen wird in den kommenden Jahren trotz Zinswende nur eine Steigerung von etwa 4,4% p. a. drin sein (Deutsche Bank: +2,9% p. a). An die schlanken Kostenstrukturen und die damit verbundenen niedrigen CIR-Quoten der europäischen und US-amerikanischen Konkurrenz kommen Deutschlands Banken auf dem zersplitterten Heimatmarkt einfach nicht heran. Die fehlende Kapitalmarktunion in Europa macht die Lage da nicht einfacher.
Wichtigster Kritikpunkt aus unserer Sicht bleibt aber die unbeständige und auch in guten Jahren zu schwache Profitabilität. Ähnlich wie die Deutsche Bank (RoE 2022: 8,4% nach 3,4%) konnte die Commerzbank zwar bei der Eigenkapitalrendite (RoE 2022: 4,7% nach 1,0%) deutlich zulegen, doch auch auf Sicht der kommenden drei Jahre bleibt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals trotz verbesserten Zinsumfelds bei beiden Instituten eher unbefriedigend (Commerzbank: im Schnitt bei 7,2%; Deutsche Bank: im Schnitt bei 6,6% erwartet). Die erreichten Erfolge beim Umbau der Bank haben die Anleger im Übrigen bereits vorweggenommen: Nach einem kräftigen Kursanstieg seit Jahresbeginn (+20,5%) wird die Commerzbank-Aktie (10,70 Euro; DE000CBK1001) inzwischen schon wieder mit dem 7-Fachen ihres für 2023 erwarteten Gewinns bewertet, was im historischen Vergleich (5J: 3,0x) schon recht ambitioniert erscheint. Für 2022 gibt es zudem zwar erstmals seit 2015 wieder eine Dividende von 0,20 Euro, die daraus errechnete Rendite von 1,9% kann aber keine rechte Euphorie entfachen. kdb
Derzeit drängt sich ein Einstieg bei Commerzbank nicht auf. Abwarten!
Commerzbank
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