Streaming-Dienst

Cliq Digital – Der Aldi unter den Streaming-Diensten

Bei Cliq Digital setzt sich das profitable Wachstum der vergangenen Jahre auch 2022 ungebremst fort. Nach neun Monaten des laufenden Jahres erscheint die Jahresprognose eher konservativ, während die schon länger kommunizierten Mittelfristziele den ambitionierten Wachstumskurs des Streaming-Dienstes unterstreichen. Vorstandsmitglied Ben Bos geht die Herausforderungen aber optimistisch an: Im PLATOW-Exklusivinterview betonte er, dass er die Mittelfristziele für realistisch hält. 

Cliq Digital bietet seinen mittlerweile 1,8 Mio. zahlenden Abonnenten Filme, Serien, Musik, Hörbücher, Sport und Spiele in einem kurzfristig kündbaren Abonnement an. Die Düsseldorfer sind dabei so etwas wie der Discounter im Reich von Netflix, Disney+, Apple Music und DAZN: Sie bieten in den jeweiligen Kategorien zwar nicht die High-End-Produkte an, überzeugen aber durch ihre Vielfalt und einen günstigen Preis (aktuell: 11,99 Euro). Dieser einmalige Mix soll das Unternehmen auch unbeschadet durch mögliche wirtschaftliche Schwächephasen kommen lassen: „Ohne Zweifel steht der globalen Wirtschaft ein Abschwung bevor. Aber auch wenn die Menschen in Krisenzeiten das Fitness Studio oder bestimmte Abonnements kündigen: Sie wollen weiter unterhalten werden, und die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen uns, dass die Kunden für Streaming-Dienste Geld ausgeben, wenn sie das Gefühl haben, damit einen Deal zu machen,“ erklärt uns Bos.

Mit der „billig-viel“-Strategie ist Cliq auch dank eines individuellen Marketing-Konzepts, bei dem ein eigenes Team einen zielgerichteten Werbeeinkauf macht, gut gefahren. Auch nach der enormen Beschleunigung durch die Corona-Pandemie ebbt das profitable Wachstum nicht ab. Im Q3 kletterten der Umsatz um 90% auf 76,5 Mio. und das EBITDA um 68% auf 12,4 Mio. Euro. Die Marge liegt mit 16,2% zwar aufgrund der auf 30,4 Mio. Euro verdoppelten Marketingausgaben um 230 bps. unter Vj., hat gegenüber den beiden Vorquartalen aber schon wieder zugelegt und hält sich auf dem von Bos langfristig für möglich gehaltenen Niveau von rd. 16%.

Nach neun Monaten sind mit Erlösen von 193,3 Mio. und einem EBITDA von 30,8 Mio. Euro schon 77% bzw. 81% des Jahresziels (Umsatz: 250 Mio.; EBITA: 38 Mio. Euro) erreicht. Bos will den Ball aber flach halten: „Beim Umsatz sehe ich kein Problem, unsere Guidance zu halten. Und ja, unsere EBITDA-Prognose könnte ein klein wenig konservativ sein – aber wir überraschen den Markt lieber positiv als ihn zu enttäuschen.“ Weiteres Wachstumspotenzial sei dabei noch vorhanden, etwa in dem neu erschlossenen Markt in Lateinamerika: „Wir sind überzeugt, dass wir dort erst am Anfang stehen und 2023 ein sehr starkes Wachstum erzielen werden.“

Bis Ende 2025 will Cliq bis zu 5 Mio. zahlende Kunden haben (+35% p. a.) und dabei den Umsatz auf 500 Mio. Euro verdoppeln (+26% p. a.). Analysten trauen dem Streamingdienst zumindest bis 2024 sogar ein jährliches Erlöswachstum von 35% zu, wobei der Gewinn je Aktie (26,25 Euro; DE000A0HHJR3) mit 32% p. a. in etwa Schritt halten soll. Die schuldenfreie Bilanz und der starke Cashflow würden auch anorganische Wachstumsschritte erlauben, doch bislang setzt Cliq fast ausschließlich auf Wachstum aus eigener Kraft. Mit dem für den 15.12. geplanten Start einer neuen, einheitlichen Plattform (Cliq.de) kommt nicht nur eine Reduzierung des Abonnement-Preises auf 6,99 Euro, sondern auch eine dringend notwendige höhere Visibilität des Angebots. Laut Bos werden steigende Kundenzahlen die Halbierung des Preises zum Teil aufwiegen und daher kaum Auswirkungen auf die Margenentwicklung haben. Das halten wir für eine mutige Ansage, aber die Bewertung der Aktie (2023er-KGV: 6; 5-Jahres-Schnitt: 10) liegt aktuell sogar unter dem langjährigen Bewertungsband. Nicht zu vergessen ist zudem die ansehnliche Dividendenrendite von rd. 5%.

Wir steigen daher bei Cliq Digital wieder ein. Stopp: 16,90 Euro.

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