Schweizer Medizintechnik – Makellose Kennziffern
Wenn am Horizont dunklere Konjunkturwolken aufziehen, gerät die Medizintechnik verstärkt ins Visier der Anleger. Dem mittlerweile gut 700 Mrd. US-Dollar schweren Markt werden jährliche Wachstumsraten von rd. 5% zugetraut, dank struktureller Treiber wie der demographischen Entwicklung, der stark wachsenden globalen Mittelschicht und technologischer Fortschritte.
In der Medizintechnik hat sich unser Nachbarland Schweiz zur Heimat echter Spezialisten gemausert: Nicht weniger als elf Unternehmen sind dort börsennotiert. In dieser Woche schauen wir auf zwei Werte, die anders als die bekannten und regelmäßig in der PLATOW Börse behandelten bekannten Vertreter Alcon (Augenheilkunde) und Sonova (Hörgeräte) weniger durch spektakuläre Übernahmen, sondern mehr durch ein stetiges organisches Wachstum überzeugen.
Teurer Marktführer
Wer schon einmal das Vergnügen einer Zahnimplantation erleben durfte, hat eventuell auch schon sehr persönliche Erfahrungen mit dem Baseler Dentalspezialisten Straumann gemacht. Mit einem Marktanteil von 25% sind die Schweizer in den rd. 20 Mrd. Dollar globalen Markt klarer Marktführer. Das soll nach dem Willen von CEO Guillaume Daniellot auch so bleiben: Bis 2030 soll der Umsatz jährlich um 10% von zuletzt 2,3 Mrd. auf dann 5 Mrd. CHF gesteigert werden – rein organisch zudem, wie Daniellot gerne betont.
Die Kennziffern von Straumann sind über jeden Zweifel erhaben. Eine Bruttomarge von konstant 75%, eine EBITDA-Marge von stets leicht über 30% und ein erwartetes Gewinnwachstum von 11% p. a. werden flankiert von einer nettoschuldenfreien Bilanz, einer Free Cashflow-Marge von 17% und Kapitalrenditen (ROIC) von um die 30%. Wenn da nur nicht die Bewertung der SIX-Aktie (144,34 CHF; CH1175448666) wäre: Das 2023er-KGV von 47 liegt über dem langjährigen Mittel von 44, das Unternehmen wird nach einem Kursanstieg von 65% im bisherigen Jahresverlauf an der Börse mit dem 30-Fachen des EBITDA bewertet. Beides ist anfällig für mögliche Multiple-Einengungen im aktuell hohen Zinsumfeld und machen uns vorsichtig. Dieser Effekt hat uns beim ersten Einstieg 2022 Ende September einen Verlust von 27% eingebracht. Wir beobachten Straumann daher vorerst und warten auf ein günstigeres Einstiegsfenster.
Noch nicht über die gleiche Markt- und Preismacht wie Straumann verfügt Medacta. Der seit 2019 börsennotierte Spezialist für Höft- und Kniegelenkoperationen war zudem stärker als der Dentalspezialist von der Verschiebung von Operationen in der Corona-Zeit betroffen. Umgekehrt profitieren die Tessiner aus Castel San Pietro im Nachgang von Aufholeffekten. In diesem Jahr soll der Umsatz um 10 bis 13% steigen und dabei eine ber. EBITDA-Marge auf dem Niveau des Vj. (27,6%) erzielt werden. CEO und Unternehmensgründer Francesco Siccardi bezeichnete die Prognose selbst jüngst als „konservativ“ und deutete eine Anhebung mit den in zwei Wochen (28.7.) anstehenden Hj.-Zahlen an.
Auch Medacta hat fast makellose Kennziffern. Das Umsatzwachstum liegt bei konstant 12%, die Bruttomarge bei 70%, die EBITDA-Marge ohne Schwankungen bei rd. 28%. Aufgrund von höheren Wachstumsinvestitionen und Akquisitionen sind die Kapitalrenditen etwas schwächer als bei den Konkurrenten (ROIC: 8%), klettern aber stetig. Die ebenfalls an der SIX notierte Aktie (122,20 CHF; CH0468525222) hat seit Jahresbeginn nur etwa 18% zugelegt, was der Bewertung mit einem 2023er-KGV von 38 (seit IPO: 41) und dem 19-Fachen des erwarteten EBITDAs noch Spielraum nach oben lässt. kdb
Wir empfehlen daher, bei Medacta einzusteigen. Unser Stopp landet bei 93,80 CHF.
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