Keine Angst vor schwächelnden Verbrauchern

In den USA geht die Angst vor schwächelnden Konsumenten um (s. a. „Unsere Meinung“). Zuletzt haben die Verbraucher mit hohen, zunehmend auf Pump geleisteten Ausgaben das Wirtschaftswachstum angetrieben.
Doch die Triebfeder des US-Wachstums könnte erlahmen, denn die Kreditkartenschulden sind in den vergangenen zwölf Monaten so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebung durch die New York Fed im Jahr 1999. Allerdings gelten derzeit nur etwa 3% der Kreditkartenschulden als ausfallgefährdet – das sind immer noch 1,7 Prozentpunkte weniger als Ende 2019. Und auch an den Zahlen und Ausblicken der großen US-Kreditkartenfirmen lässt sich noch keine große Angst vor einer Schwächephase der US-Verbraucher ablesen.
Der Branchenprimus Visa (Marktanteil geschätzt: 61%) aus Kalifornien konnte in seinem Ende September beendeten Q4 (Zahlen veröffentlicht am 24.10.) den Umsatz wie erwartet um 11% auf 8,6 Mrd. US-Dollar steigern. Zum vierten Mal in Folge kletterte der Gewinn je NYSE-Aktie (241,64 Dollar; US92826C8394) stärker als von den Analysten erwartet, nämlich um 22% auf 2,27 Dollar. Getrieben wurde das um 9% höhere Transaktionsvolumen dabei nicht nur vom US-Verbraucher, sondern v. a. auch von den internationalen Kartennutzern (wb. Umsatz +21%). Deren Anteil ist seit 2014 von rd. 35% auf mittlerweile etwa 57% gestiegen.
Der im Februar angetretene neue Konzernchef Ryan McInerney erklärte zudem in der Telefonkonferenz, ihm sei auch für das neue Gj. nicht bange: „Es gibt natürlich makroökonomische Unsicherheiten, aber wie im abgelaufenen Jahr bin ich zuversichtlich, dass wir diese meistern werden.“ Für das Gj. 2023/24 erwartet er ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich, wobei das EPS im niedrigen 10er-Prozentbereich steigen soll. Das trifft die Erwartungen der Analysten, die der von uns in der PLATOW Prognose 2023 vorgestellten Aktie ein jährliches Umsatzwachstum von 10% bei einer EPS-Ausweitung von 15% pro Jahr zubilligen.
Mastercard (globaler Marktanteil: 25%) legte zwei Tage später (26.10.) ähnlich gute Zahlen vor. Der Umsatz stieg im Q3 um 13,5% auf 6,5 Mrd. Dollar (wie erwartet), der Gewinn je NYSE-Aktie (387,96 Dollar; US57636Q1040) kletterte überproportional um 31% auf 3,39 Dollar, was ebenfalls über den Schätzungen der Wall Street lag. Auch hier wurde das um 11% höhere Transaktionsvolumen vor allem von internationalen Kunden (wb. Umsatz: +21%) getrieben, deren Anteil am Gesamtgeschäft die New Yorker aber nicht ausweisen. Und auch CEO Michael Miebach zeigte sich bei der Präsentation der Zahlen zuversichtlich, dass das breit aufgestellte Geschäftsmodell der US-Amerikaner dabei helfen werde, die makroökomischen Schwierigkeiten von 2024 zu meistern.
Einen Ausblick auf 2024 gibt es bei Mastercard noch nicht. Analysten kalkulieren bei dem Herausforderer aber mit leicht höheren Umsatz- (+12% p. a.) und EPS-Schätzungen (+18% p. a.). Wie beim Branchenprimus Visa sind alle von uns beobachteten Kennziffern nahezu makellos.
Dennoch gibt es feine Unterschiede, die für uns das Pendel in Richtung der Kalifornier ausschlagen lassen: Bei Visa sind die Bruttomargen mit über 80% höher, auch bei der EBITDA-Marge hat Visa mit rd. 70% (Mastercard: 60%) die Nase vorne. Das gibt etwas mehr Spielraum, um mit schwächeren Umsätzen oder höheren Zahlungsausfällen umgehen zu können. Zudem ist die Bewertung bei Visa mit dem 25-Fachen des für 2023/24 erwarteten Gewinns (10Y-Band: 24 bis 35) etwas weniger anfällig für Multiple-Korrekturen als das 2024er-KGV von 28 (10Y-Band: 25 bis 40) bei Mastercard. kdb
Visa bleibt daher ein Kauf mit Stopp bei 177,00 Dollar. Mastercard halten wir weiter. Stopp: 282,75 Dollar.
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