Gesundheit

Teladoc – Nicht jede gute Idee verdient sofort Geld

Teleadoc bringt Ärzte und Patienten digital zusammen
Teleadoc bringt Ärzte und Patienten digital zusammen © CCO

Die Geschäftsidee von Teladoc ist sowohl beeindruckend als auch vielversprechend. Das Unternehmen wurde im Jahr 2002 gegründet und ist seit 2015 an der NYSE gelistet. Es hat ein Netzwerk von über 55.000 Ärzten aufgebaut, die den Patienten jederzeit über Telefon, Video-Kommunikationskanäle oder eine eigene App medizinische Beratung in nicht-akuten Fällen bieten können. Dieser Geschäftsbereich hat eine vielversprechende Zukunftsperspektive, da der globale Telemedizin-Markt laut Studien bis 2030 jährlich um 25% wachsen soll.

Unternehmen zahlen eine monatliche Gebühr, um ihren Mitarbeitern Zugang zu dem Dienst zu ermöglichen, was etwa 90% der Erlöse ausmacht. Für individuelle Patienten wird eine Pauschalgebühr pro Beratungsgespräch erhoben. Die Verträge werden in der Regel langfristig abgeschlossen und sorgen für einen hohen Anteil wiederkehrender Umsätze. Neben Telemedizin und medizinischen Gutachten setzt Teladoc auch auf künstliche Intelligenz und analytische Verfahren, um seine Beratungsdienste kontinuierlich zu verbessern.

Das enorme Umsatzwachstum von durchschnittlich rund 60% pro Jahr in den letzten zehn Jahren ist zum Teil auf Akquisitionen zurückzuführen (z. B. BetterHelp 2015, Best Doctors 2017, Advance Medical 2018, Livongo Health 2020), durch die Teladoc Konkurrenten wie American Well hinter sich gelassen hat. Allerdings hat dies auch eine Kehrseite: Das Unternehmen ist noch weit davon entfernt, die Profitabilität zu erreichen. Im Gegenteil, aufgrund hoher Investitionskosten in die Plattform und nicht-liquiditätswirksamer Abschreibungen auf teuer erworbene Firmenwerte in Höhe von 6,6 Milliarden US-Dollar hat sich der Nettoverlust seit 2015 verachtfacht. Auch in den kommenden drei Jahren prognostizieren Analysten weiterhin hohe Verluste.

Konzernchef Jason Gorevic, der seit 2009 an der Spitze steht, strebt für 2023 eine vergleichsweise moderate Umsatzsteigerung von 7 bis 11% auf 2,575 bis 2,675 Milliarden US-Dollar an (2022: 2,407 Milliarden US-Dollar). Das bereinigte EBITDA, das im Vorjahr erstmals einen Gewinn verzeichnete, soll 2023 zwischen 285 und 325 Millionen US-Dollar liegen (2022: 246,5 Millionen Dollar). Dies entspräche mittig einer EBITDA-Marge von 7,8% (Vj.: 10,2%). Nicht schlecht, aber unter dem Strich steht weiterhin ein Verlust pro NYSE-Aktie (22,42 US-Dollar; US87918A1051) von 1,25 bis 1,70 US-Dollar (Vorjahr: -84,60 US-Dollar aufgrund der oben genannten Goodwill-Abschreibung). Analysten gehen davon aus, dass der Verlust in den kommenden drei Jahren nur auf 0,85 Dollar pro Aktie reduziert werden kann.

Fazit: Teladoc hat sich durch aggressive Akquisitionen in einem stark wachsenden Markt einen Wettbewerbsvorteil erkauft. Der Schlüssel zum Erfolg des Geschäftsmodells liegt darin, über die Plattform ausreichend Nutzer (derzeit: 85 Millionen) zu gewinnen, um über Skalierungseffekte profitabel zu sein. Zudem bleibt abzuwarten, ob künstliche Intelligenz in Zukunft zur Kostensenkung beitragen kann. Für uns wiegt die Aussicht auf mindestens drei weitere Verlustjahre schwerer als das grundsätzlich vielversprechende Geschäftsmodell, das angesichts der zunehmend schlechteren ärztlichen Versorgung und der Attraktivität telemedizinischer Dienste chancenreich ist. kdb

Meiden Sie daher Teladoc vorerst noch.

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