Wie die CDU den Machtwechsel moderiert
Mit ihrem Teil-Rückzug vom Parteivorsitz hat Angela Merkel Druck aus dem brodelnden Kessel genommen, der ihr ansonsten wohl um die Ohren geflogen wäre. Nach den Wahlschlappen in Bayern und Hessen war der Wunsch nach personeller Erneuerung in der CDU mit Händen zu greifen. Das konnte selbst Merkel, die noch nach der Bundestagswahl keinen Anlass für Veränderungen sah, nicht mehr ignorieren. Merkel, die damit auch ihren vorzeitigen Rückzug aus dem Kanzleramt einkalkuliert, hat die letzte Chance genutzt, um zumindest den Zeitpunkt ihres Abschieds selbst zu bestimmen. Das ist keinem ihrer Vorgänger gelungen, die allesamt entweder von der eigenen Partei oder den Wählern vom Hof gejagt wurden.
Eine Atempause verschafft hat Merkel mit ihrer Abschiedsinszenierung auch ihrer Koalitionspartnerin Andrea Nahles. Wie weggeblasen war auf einmal der Druck auf die bislang glücklose SPD-Chefin, die GroKo platzen zu lassen. Sogar GroKo-Schreck Kevin Kühnert hält sich mit Forderungen nach einem Sofort-Ausstieg aus dem ungeliebten Bündnis mit der Union auffallend zurück. Die von brutalen Wahlpleiten geprügelte und ausgelaugte SPD hat nicht einmal mehr den Mut und die Kraft, die GroKo mit einem lauten Knall zu verlassen. Die Sozialdemokraten sind denn auch heilfroh, dass sich jetzt die Scheinwerfer der Öffentlichkeit voll auf den Diadochen-Kampf in der CDU richten, bei dem es um weit mehr als nur den Parteivorsitz geht. Denn in Hamburg werden auch die Weichen für die Merkel-Nachfolge im Kanzleramt gestellt und zugleich eine Richtungsentscheidung getroffen.
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