Bahn-Chef Lutz – Das Kreuz mit der Pünktlichkeit

Die Bahn ist Opfer ihres eigenen Erfolgs. Seit Jahren fährt das Staatsunternehmen einen Fahrgastrekord nach dem anderen ein. Mit der Inbetriebnahme der neuen ICE-Rennstrecke zwischen Berlin und München hat sich der Passagier-Zulauf sogar nochmals deutlich verstärkt. Zugleich häufen sich jedoch die Klagen über unpünktliche Züge und mangelnden Service. Auch Vorstandschef Richard Lutz ist mit Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Qualität nicht zufrieden, wie er vor dem Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten unumwunden eingestand.

Schnelle Abhilfe kann der Bahn-Chef allerdings nicht versprechen. Dabei mangele es keineswegs am Willen oder fehlendem Geld, vielmehr operiere das gesamte System Bahn seit Jahren an der Belastungsgrenze. Überlastete Strecken, zu wenig Lokführer und fehlende Puffer, um Kapazitätsengpässe abzufedern, führen dazu, dass die Bahn dem Fahrplan allzu oft hinterherfährt. Es ist der bekannte Investitionsstau aus der Zeit hehrer Börsenpläne der Bahn, der sich auch mit deutlich höheren Investitionsmitteln für den Infrastruktur-Ausbau und neuem Personal alleine nicht auf die Schnelle beheben lässt. Beim Bau einer neuen Bahnstrecke vergehen bis zum ersten Spatenstich allein 15 Jahre für Planung und Genehmigungen, klagt Lutz. Um wenigstens den laufenden Betrieb reibungsloser zu organisieren, stellt die Bahn derzeit massiv neue Lokführer ein. Doch die müssen zuvor erst ausgebildet werden, da es praktisch keine arbeitslosen Lokführer gibt. Zudem überlegt Lutz, die auf Eis gelegten Börsenpläne der Bahn-Töchter Arriva und Schenker neu zu beleben, um zusätzliche Investitionsmittel zu mobilisieren und die Verschuldung zu begrenzen. 

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